Wir möchten Sie, liebe Leserinnen & Leser, darauf hinweisen das die "Thronende Madonna" von Theman Riemenschneider auf Burg Seebenstein leider nicht mehr zu sehen ist.
Die Burg Seebenstein liegt oberhalb des gleichnamigen Ortes, inmitten des Pittentales. Der urtümliche Ort wird ob seiner schlichten Schönheit und Abgeschiedenheit auch gerne die "Perle des Pittentales" genannt. Inmitten des Ortes befand sich einst das "Neue Schloß" Seebenstein in einem großen englischen Schloßpark gelegen. Es war eine 1733 erbaute dreigeschossige Anlage der Grafen von Pergen. Jedoch wurde das Schloßgebäude, nachdem es 1945 schwere Schäden erlitten hat, teilweise abgetragen.
Die Geschichte der Burg
beginnt für uns im Jahre 1170, als "Sewenstein" erstmals urkundlich genannt wurde. Anzunehmen ist jedoch, das die Burg sowie 16 weitere Anlagen der Umgebung schon kurz nach der Schlacht bei Pitten gegen die Ungarn, im Jahre 1042 unter den Formbach-Neubburgern erbaut wurde. Strategisch günstig an der für das gerade entstehende Wien so wichtigen Fernhandelsstraße über den Hartberg nach Süden gelegen, der jetzigen Wechselbundesstraße, die schon von den Römern erbaut wurde. Der Herzog von Österreich überließ im 14. Jhdt die Herrschaft den steirischen Liechtensteinern, im 15. Jhdt erweiterten die Seebecker die Burg und 17. Jhdt kam die Herrschaft dann in den Besitz der Königsberger aus Kärnten. Erst die späteren Protestanten und Freiherren vergößerten das Hoschloß zu seiner heutigen Gestalt.
Ort und Burg Seebenstein wurde zwar nie zerstört, jedoch mußte man sich auf der Burg, in die sich teilweise Hunderte Bewohner flüchteten, im 15. Jhdt gegen die Ungarn als 1488 Matthias Corvinus die Burg belagerte, und im 16. & 17. Jhdt gegen die Türken bewähren, die die Gegend in Angst und Schrecken hielten.
Wie schon die Königsberger bekannte sich auch der "wohledle und gestrenge Carl von Pergen aus niederländischem Adel", seit 1654 Burgherr auf Seebenstein, zum protestantischem Glauben. Schnell wurde der Familie pergen jedoch die Burg unbequem, und so ließ sich der Graf von Pergen 1733 im Tal das Schloß Seebenstein, umgeben von einem großen englischen Garten, erbauen. Die Burg verfiel.
50 jahre später kam jedoch wieder Leben in die alten Gemäuer, in Form des David Anton Steiger, der den mittlerweile ruinös gewordenen Bau pachtete und in den Schloßräumen seine Mineralien- und Holzsammlung einrichtete. Zu seiner Gründung einer Rittergesellschaft lesen sie weiter unten Genaues. Nachdem der Riterbund verboten wurde, erwarb Johannes Karl Reichsgraf von und zu Liechtenstein die Herrschaft Seebenstein. Der berühmte Fabrikant, Pferdezüchter und Sammler ließ zwar das Wohnschloß fürstlich ausstatten, jedoch ließ er Teile der noch intakten Burg abtragen und in eine künstliche Ruine verwandeln. Frau Lilly Nehammer-Prinz, seit 1942 Burgherrin, schuf hier ein sehenswertes Burg und Schloßmuseum. die Öffnungszeiten entnehmen sie bitte am Ende der Seite.
Aber wenden wir uns nun der Burganlage zu. Man betritt von der Turnierwiese her, welche einst Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden war, die aber alle abgetragen wurden. Der noch vorhandene Brunnen soll einst eine Tiefe von 150 Metern erreicht haben. Die Wippbogenbrücke aus dem 11. Jhdt wird durch einen ihr vorgelagerten, zinnengekrönten Torturm beschützt, dessen oberes Stockwerk ausschließlich durch eine Leiter bestiegen werden konnte und mit Pechnasen zur Verteidigung ausgestattet ist. Neben den Fürstenzimmern der Liechtensteiner bieten die Schauräume reiches Kulturgut, ua. Gotik aus Adneter Marmor, einen Globus des Peter Anich und Porzellan der Katharina Schratt.
Die Altritterliche Gesellschaft zum Nutzen und Vergnügen der Wildensteiner zur blauen Erde Wer die Burg Seebenstein schon einmal besucht hat, findet auf ihr nicht nur Sehenswürdigkeiten von historischer Bedeutung, sondern auch die Wurzeln einer ritterlichen Idee neuerer Zeit. 1790 hatte dort Hofrat Anton David Steiger als Hainz am Stein mit dem Beinamen der Wilde, die Wildensteiner Ritterschaft zur Blauen Erde gegründet und damit das Rittertum des Mittelalters im Sinne der Romantik wieder aufleben lassen. Es begann alles im Jahre 1775, als der Mineralogiestudent David Steiger erstmals als Grubenknappe unter Tag gefahren war. Wenig später hatte er im Dienste des Vaterlandes Steinkohlenflöze in Edlitz, Krumbach und bei Ödenburg, Blauspaltlager bei Krieglach, Eisenerz bei Edlach und Schwefelgruben bei Gloggnitz geortet. Kurz darauf jedoch zwangen den Steiger widrige Umstände dazu, sich seinen Lebensunterhalt als Zahlmeister der Wiener Neustädter Militärakademie zu verdienen. Der Graf von Pergen verpachtete ihm zu dieser zeit die Burg Seebenstein, die er wohnlich einrichtete und seine bereits von fachlicher Seite anerkannte Mineralien- und Hölzersammlung, die ihm auf seinen Entdeckungsreisen unter der Hand entstanden, ausstellte. Er war enttäuscht vom Undank der Welt und versuchte jetzt idealen Vorstellungen hoch über den irdischen Gefilden nachzuleben. Denn hier auf Burg Seebenstein erhob Steiger, der damals noch junge Mann aus dem Ödenburger Komitat, die romantische Idee von der blauen Erde zum Programm. Und das schon lange bevor Hardenberg-Novalis aus dem Mansfeldischen seinen "Heinrich von Ofterdingen" konzipierte und die beiden Erlanger Studenten Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder ihren Abenteuern auf der Suche nach der blauen Blume dichterischen Ausdruck verliehen hatten, und ein ganzes Jahrzehnt bevor Kaiser Franz II. den Grundstein zu seinem mittelalterlichen Traumreich in Laxenburg legte. Steiger wollte die Mitwelt auf eigene Art mit seiner Entdeckung der blauen Erde bekannt machen. Der Schwärmer für vaterländische Geschichte, Sitte, Wehr und Ehr begründete also 1790 mit einigen Gleichgesinnten als deren "Oberritter Heinz am Stein der Wilden" eine "Altritterliche Gesellschaft zum Nutzen und vergnügen der Wildensteiner zur blauen Erde". Diese ritterliche Gesellschaft im Sinner der Romantik gaben sich selbst Namen wie "Parzival von Elß", "Alf von Sonnenstein" oder "Brauser zu Heldenmut" an. "Fingal vom stürmischen Morpheus" war deren "Burgpfaffe", als "Gauarzt" gab sich ein "Hans der Futacker" und gegenseitig redeten sie sich mit "Ihr Ritter" an. Im übrigen unterschieden sie sich als Ritter, Turnier-Freiknappen und titulierten sich auch als "Großalmosenier", "Turniermarschall", "Prunkmeister", "Siegelbewahrer", "Schirmvogt", "Kanzler", "Geheimschreiber" oder auch "Schöppe". Es waren Zeiten der Unruhen, die Französische Revolution stand in ihrem ersten Jahr, das Heilige Römische Reich vor dem letzten Jahrzehnt seines Bestehens. Und auf Burg Seebenstein trabten, phantastisch kostümiert mit wippenden Federbüschen, die Wilden zu Seebenstein auf zahmen Rossen zum "Gejaide", sie "turnierten", "tjosteten", "taidingten" und unter Weihrauchdampf zu Orgelklang erdröhnte in der Burgkapelle ihr Wildensteiner Meßlied: "Wir werfen uns darnieder..."
Und obwohl ihr verschnörkeltes Ritterspiel auf der Turnierwiese vor Burg Seebenstein auch schon Zeitgenossen als "au ridicule", ans Grotesk-Lächerliche grenzend empfanden, zählten zur Altritterlichen Gesellschaft der Wildensteiner zur blauen Erde als "Ehrenritter" und "Großmeister" namhafte Persönlichkeiten wie etwa Karl August von Weimar, Goethes Freund und Mäzen, der Erzbischof von Olmütz, Prinz Leopold von Sachsen-Coburg, der nachmalige König der Belgier, Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Wilhelm I. und Erzherzog Johann, der damals im benachbarten Thernberg weilte. Mitglied kannte nur der werden, der vor der Gemeinschaft einen Schwur leistete. Doch wie hat man sich solch ein Aufnahmeritual vorzustellen?!? Folgendes hat sich auf Burg Seebenstein tatsächlich so zugetragen: "Man hatte ihm die Augen verbunden, und zwei Unbekannte eskortierten ihn durch Gänge und über Stiegen. Die Begleitung hielt. Ein Seil schlang sich um seinen Körper, und widerstrebend fühlte sich der festgebundene in feuchtmodrige Luft abwärts schweben. Schon umfingen ihn starke Arme und drückten ihn lautlos auf den naßkalten Estrich nieder. Jemand nestelte an seinem Wamst, öffnete das Hemd und nahm ihm die Binde von den Augen. Im qualmenden Fackelschein sah er zwei Ritter mit geschlossenem Visier, in langen schwarzen Mänteln über sich. Ihre gezückten Schwerter wendeten sich gegen ihn - und blaue Erde bröckelte auf seine entblößte Brust. Markige Worte leiteten nach der Verließ-Mutprobe die Zeremonie des Ritterschlages ein: "Urwesen - Allmacht, Geduld, Gehorsam, Mut, Standhaftigkeit..." Unter heroischem Schwertgeklirr schwur man vor der Büste des Herrschers im "Gerichtssaal": "Alles für Gott, Kaiser, Österreich und Vaterland."
Der wichtigste Tag aber kam mit dem 28. Mai 1811 für die Gemeinschaft auf Seebenstein. Im Spitzzimmer des Hochschlosses, wo Steiger seine geliebte Mineraliensammlung aufbewahrte, bekam der überglückliche Oberritter bei einem persönlichen Besuch vom Monarchen Kaiser Franz II, einem anerkannten Kenner der Pflanzen und Steine, zu hören: "Diese Sammlung macht ihnen viel Ehre." Auch sonst zeigten "Majestät bei Angesicht der Seltenheiten, Altertümer und Kunstwerken allenthalben viel Vergnügen. Ich finde alles über alle Erwartungen, mündliche das Mehrere." So verabschiedte sich der Kaiser bei David Steiger. Doch das "Mehrere" kam schriftlich. Denn 1812 erreichte den bereits zum "Herrn Zahlmeister der k. k. Militärakademie zu Wiener Neustadt" emporgekommenen eine Urkunde, die ihm und seinen Nachkommen seiner Verdienste um die vaterländische Industrie wegen ab sofort zugestand, sich "Edler von Amstein" zu nennen. Dieser Titel hielt sich jedoch lediglich 11 Jahre, denn am 30. April 1823 hielt David Steiger erneut ein Schriftstück vom königlich-kaiserlichen Wiener Hof in seinen Händen. Diesmal jedoch wurde er von höchster Stelle dazu aufgefordert, "... die Gesellschaft unverzüglich gänzlich aufzulösen und ihre Versammlungen für immer einzustellen". Die gegen jede Art von Vereinigungen, auch solche die in seines und des Vaterlandes Namen, allergische Majestät hatte die Altritterliche Gesellschaft trotz geäußerten Wohlgefallen als möglicherweise staatsgefährliche Geheimbündelei entdeckt. Offiziell wurde die Gesellschaft aufgelöst, jedoch ist stark anzunehmen das sich die Mitglieder fortan im Geheimen trafen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts folgten immer mehr Ritterbünde diesem Beispiel und 1884 wird bereits von 32 solcher Vereinigungen in Bayern und Österreich berichtet.
Die Gegend um den Ort und Burg Seebenstein ist heute ein großzügig angelegter Naturpark. Des weiteren gibt es einen Waldlehrpfad, Naturteiche, und eine künstliche Ruine, den "Türkensturz", die schon von der Autobahn aus gut zu sehen ist. Die Legende erzählt, das im September 1532 ein Türkenheer bei Enzesfeld-Fischau vernichtend geschlagen wurde. Leichte türkische Reiter (Akintschi genannt) wurden bei ihrem überhasteten Rückzug in das Pittental versprengt. Sie sollen von erbitterten Bauern über die Felsen bei Gleißenfeld gehetzt und in den Tod gestürzt worden sein. Zur Erinnerung daran und als romantischen Landschaftsschmuck ließ Fürst von und zu Liechtenstein 1824/25 an dieser Stelle eine künstliche Ruine errichten, den Türkensturz.
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Lage: Im südlichen Niederösterreich, am Rande der buckligen Welt, dort wo das waldreiche Hügelland an die Ebene des Steinfeldes grenzt, liegt der Ort Seebenstein, über dem die Burg Seebenstein thront.
Bezirk - Gemeinde: A-2824 Seebenstein
Öffnungszeiten: Besuch der Burg nur mit Führung möglich:
Karsamstag bis zum 2. Sonntag im Oktober:
Samstag 14:00 und 15:00 Uhr
Sonntag & Feiertag 14:00 und 15:00 Uhr
Gruppen nach telefonischer Vereinbarung!
Parkplatz: Unterhalb der Burg, beim Freibad asphaltierter Parkplatz
Sehenswürdigkeiten: Türkensturz, Waldlehrpfad, Naturpark
Museum - Sammlung: Gezeigt werden Einrichtungsgegenstände, Tischgeschirr, Musikinstrumente verschiedener Stilepochen, Waffen und Rüstungen. Besteht seit 1942. Fotografieren erlaubt.
Eintrittspreise: Erwachsene 6,- Euro, Kinder (von 5-15 Jahre) 3,- Euro, Studenten 5,- Euro, Ermäßigungen für Schulklassen. Besonders geeignet für Gruppen, Senioren & Familien. Da bei den Führungen mehrere Stufen und Treppen überwunden werden müssen, sind diese für Rollstuhlfahrer leider nicht geeignet.
Kontaktperson: Kastellan Helmut Trimmel
Telefon - Fax: +43 664 913 47 51
Homepage: Homepage der Gemeinde mit Burginfos
Email: htrimmel-markus@a1.net
Anfahrt: Bahn: Südbahn, Bahnhof Seebenstein, von hier Fußmarsch ca. 30-45 Minuten.
PKW: A2 Südautobahn bis Knoten Seebenstein, von da an bereits herrlicher Blick auf die nahe Burg, der Weg ist gut beschildert. |
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