Burgruine Tannberg
Die Tannberger waren einst ein großes Geschlecht mit einer Stammburg im Salzburgischen. Eine Linie davon saß im Innviertel auf Schloß Aurolzmünster. Als Ahnherr dieses Geschlechts gilt der 1088 genannte Sigibot (bei Hille Siboto), ein Truchseß des Hochstiftes Passau.
Bereits um 1170 kam ein Zweig der Tannberger als Passauer Ministerialen in das obere Mühlviertel. Sie hatten Ihre Stammburg im Salzburgischen aufgegeben und erbauten hier, auf einem steil zur Kleinen Mühl abfallenden Felsriegel in beherrschender Lage Ihre neue Stammburg, die sie auch nach Ihnen nannten, Burg Tannberg. Dies wird in den vorliegenden Quellen dem Walther de Tannberch zugeschrieben, der 1188 den Grundstein zur Burg Tannberg gelegt haben soll. Der Platz war gut überlegt, zwingt doch der steil aufragende Felsriegel im Tal der Kleinen Mühl, den Fluß dazu, in einer Schleife den Burgberg zu umfließen und so eine natürliche Barriere zu den umliegenden Hängen zu gewähren.
Der in das Tal vorragende Felsriegel, der die Kleine Mühl zu einer ausgeprägten Schleife zwingt, wird durch einen teils extrem schmalen Kamm (ca 10m) mit dem umgebenden Hang verbunden. Dieser natürliche Zugang wurde an der schmalsten Stelle durch einen Graben geschützt und direkt vor der einstigen Vorburg, die heute wieder bewohnt wird, durch einen zweiten, ursprünglich sehr tiefen Graben, geschützt. Der Zugang zur Vorburg durch das gotische Tor liegt über dem mittlerweile verfüllten Graben selbst heute noch mehrere Meter über Niveau.
Passierte der Besucher die Burg Tannberg über den Torturm, so wurde er gezwungen, sich nach links durch den Zwinger in die Hochburg zu begeben. Hier wurde ein ca 4 Meter breiter Weg herausgearbeitet, der im Uhrzeigersinn den halben Felsriegel umläuft und in einem heute ruinösen Gebäude endete. So konnten Besucher von der Ringmauer der Hochburg beobachtet werden; die ungeschützte (rechte) Schwertseite immer der Burgbesatzung zugewandt.
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Am Vischerstich Tannbergs aus dem Jahre 1674 ist die Hochburg bereits schwer ruinös, das Pflegerstöckl und die Wirtschaftsbauten jedoch noch in Takt und mit Dach. Die Mauer am Steilhang zur Kleinen Mühl (am Stich ganz links) zeigt einen etwas angebrochenen Rundbogen, ebenso sind die Ringmauer und Zwingermauer gut zu erkennen. Reproduktion: Markus Hauser |
Heute lassen die bewohnten und teilweise rekonstruierten Reste der Toranlage, des Zwingers und der Hochburg mit Teilen der Ringmauer nur mehr erahnen, welch imposante Anlage hier wohl einst stand. Vom Geschlecht der Tannberger tat sich besonders Walter II. von Tannberg hervor. Als sich um 1240 passauische Ministeriale erhoben, waren die Gebrüder Walter II. und Pilgrim unter den Getreuen von Passau. Weiters werden Berthold und Chunrad I., der um 1278 starb und in der Marienkirche zu Sarleinsbach liegt, angeführt. Von Berthold stammt das Wappen der Tannberger, ein Dreiberg, dessen mittlerer Hügel sich als Spitze erhebt.
Die Tannberger waren also ein im Hochmittelalter sehr einflußreiches Geschlecht. Allerdings nutzten sie Ihre Lage, im Zusammenhang mit dem Falkensteiner auf Rannariedl (BH Rohrbach, G Neustift im Mühlkreis, KG Rannariedl), und die Zeitverhältnisse aus und machten alle Wege unsicher. So wird berichtet, dass zu dieser Zeit vor allem Chunrad von Tannberg von sich reden machte, der mit einer Schwester Chalhochs von Falkenstein vermählt war. Man legte ihm zur Last, seine von ihm geführten Fehden seien keine Rechts-, sondern mutwillige Fehden gewesen. 1281 wurden die verschwägerten Ritter nach einer Vereinbarung von den Herzogen von Bayern und von Österreich sowie seinem Lehensherren, dem Bischof von Passau angehalten, alle in den letzten drei Jahren entstandenen Schäden wieder gutzumachen oder für ehrlos erklärt zu werden. Chunrad wurde gar als Raubritter bezeichnet, führte er doch zusammen mit dem Falkensteiner auf Rannariedl Straßen- und Donauräubereien durch. Schon 1289 standen wieder kriegerische Zeiten an, als in der Fehde zwischen Albrecht I. von Österreich und Herzog Heinrich von Bayern, Albrecht I. die beiden Burgen Tannberg und Falkenstein einnahm und Burg Tannberg nach 1305 wieder den Tannbergern verlieh.
Oskar Hille schreibt dazu: Albrechts Bruder Herzog Rudolf III. nahm Tannberg in seine Gewalt und übergab sie 1305 Chunrad II. von Tannberg, Schwager des Wernhart Graf von Hartheim. Nachfolger wurde Graf Heinrich von Leonberg, der seinen Sitz bei Marktl am Inn in Bayern hatte. Am 2. Februar 1341 vermachte Chunrad II. von Tannberg die Burg dem Stephan Sand und 1354 dem Eckhard von Steinbach. Als Chunrad II. von Tannberg schließlich 1356 verstarb, verzichteten die Erbanwärter Albert von Streitwiesen, Pilgrim von Polheim und Gundacker von Tannberg auf die Burg. Trotzdem soll lt. Hoheneck die Burg Tannberg 1354 den Polheimern gehört haben, die sie den Bischöfen von Passau übergaben.
Dies passt allerdings nicht ganz in die Beschreibungen von Norbert Grabherr, der ebenfalls zu den Besitzverhältnissen in dieser Zeit schreibt: Kunrad von Tannberg setzte in seinem Testament den Bischof von Passau, seinen Lehensherren, zum Alleinerben seiner Burg samt Zugehör ein, nachdem Gundaker von Tannberg, sein Bruder, 1338 in den Lehensbesitz von Pürnstein gekommen war. Kunrad verstarb nur zwei Jahre später und so fiel die Burg Tannberg 1356 an das Bistum Pasau.
Und Georg Grüll schreibt in der Birkenreihe dazu: 1305 griff Herzog Rudolf III. von Österreich in einen Familienstreit ein und brachte die Burg ze Tanneberch als Pfand für die Morgengabe der Gertraud, Gattin Konrads II. von Tannberg, in seine Gewalt. 1327 gelobte Konrad III. dem Herzog Friedrich III. von Österreich, mit seiner Burg dienstbar zu sein und ihn von jeder Besitzveränderung zu verständigen.
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Februar 2009: Das ehemalige Pflegerstöckl wurde zum Wohnsitz des heutigen Besitzers umfunktioniert. Dadurch blieben diese alten Mauern vor dem weiteren Verfall geschützt.
Foto: Markus Hauser |
1366 übergab der Passauer Bischof Burg Tannberg dem Chunrad III. von Tannberg für seine Schuld, doch fiel die Burg 1374 wieder an Passau zurück. Die Bischöfe ließen die Burg durch Pfleger verwalten (1390 Albrecht Jagenreuter {bei Grüll Albert der Jagenreuter} und 1401 Friedrich Mühlwanger), wenn sie nicht gerade in Geldnöten waren und die Burg verpfänden mußten. So wurden die Hörleinsperger (Herleinsperger) ab 1403 (bei Grabherr 1401) als Pfleger auf Burg Tannberg eingesetzt und hatten diese zwischen 1430 und 1503 zu Leibgedinge inne, als die Passauer Bischöfe in Geldnot waren und Ihnen Burg Tannberg verpfändeten. Mit der Urkunde vom 9. März 1430 verschrieb der Bischof von Passau mit Zustimmung des Domkapitels dem Dankwart Herleinsperger und seinen Brüdern für seine Schuld um 2000 Pfd. die Feste auf 18 Jahre und versprach Ihnen auch jährlich 100 Pfd. für die Burghut zu zahlen. Vor Ablauf der Frist erfolgte 1443 eine weitere Verlängerung der Verpfändung. Eine weitere Urkunde besagt, dass 1474 Chunrad und Georg gegenüber deren Bruder Ulrich Herleinsperger auf Ihren Anteil an der Burg Tannberg verzichteten. Nach der Auslösung durch die Passauer Bischöfe wurde als erster Pfleger Achaz Premser eingesetzt und der Sitz des Landgerichts Velden hierher verlegt. 1529 scheint Wolf Herleinsperger als letzter Pfleger auf Tannberg auf. Als vor 1538 die Zusammenlegung der passauischen Pflegschaften zu einer Oberpflegschaft in Marsbach erfolgte, wurden die Herrschaft Tannberg samt Untertanen von dort aus verwaltet. Die Hochburg aber, die keinerlei militärische Bedeutung mehr hatte und in der Renaissance als Wohnsitz schon lange nicht mehr zeitgemäß war, überließ man dem Verfall, während das Pflegerstöckl und der untere Turm in ein Bauernhaus umgewandelt wurden.
Über die Belagerung Burg Tannbergs durch Herzog Albrecht I. von Österreich im Jahre 1289 weiß ein steirischer Reimchronist zu berichten: "Große und kleine Gerüste hieß er da aufrichten, damit man die Burg über den Haufen werfen könne." Als die Besatzung das sah, begann sie "sich gleich zu biegen und zu schmiegen vor Angst. Sie bettelten um Frieden, befolgten, was der Herzog befahl" und übergaben die Burg.
Heute sind noch die bewohnten Räumlichkeiten der Wirtschaftsgebäude, das Pflegerstöckl und des Torturms, wenn auch nicht vollständig, vorhanden. Der Besitzer, Herr Walter Kneidinger, bemüht sich seit Jahren um den Erhalt der Anlage und bewohnt die Gemäuer ganzjährig. Der Bereich in der Burg ist deshalb Privatbesitz und nicht zugänglich.
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Februar 2009: Das heute bewohnte Pflegerstöckl. Von hier zog sich einst eine Brücke über den tiefen Halsgraben, der allerdings am Vischerstich schon verfüllt dargestellt wurde.
Foto: Markus Hauser |
Stark verwachsene Schutthügel lassen neben geringen Mauerzügen und den Resten eines Gebäudes am Steilhang zur Kleinen Mühl heute nur mehr die ungefähre Ausdehnung der Hochburg erkennen. Die Ringmauer umzieht noch das Plateau, auf dem die Hochburg einst erbaut wurde. Sie ist stellenweise noch rd. 2 Meter hoch. Die Unterburg ist wesentlich besser erhalten, vor allem weil das Pflegerstöckl und die Wirtschaftsbauten sicher immer gebraucht wurden und so eine Instandhaltung gewährleistet war. Sie wird heute von dem bewohnten Torturm dominiert, dem sich ein kleiner Vorhof und der Zwinger anschließt. Der Torturm zeigt noch das gotische Tor mit dem Einmannloch, das heute zwar zu einem Panoramafenster umfunktioniert, aber dafür erhalten wurde.
Nur an der Rückseite des halbierten Turmes blieb die Rundung mit dem alten Quadermauerkwerk erhalten. Grabherr schreibt 1976 noch, dass sich die Schale des Turmes dadurch wie eine schützende Hand vor das Haus schiebt. Der Autor konnte dies jedoch nicht mehr nachvollziehen, vermutlich hat sich der Baubestand in den letzten Jahren zu sehr verändert.
Bei der Begehung im Februar 2009 hatte der Autor das Glück, einige Worte mit Hrn. Kneidinger dem Besitzer wechseln zu dürfen. Er war sehr nett und erlaubte eine Begehung der Hochburg, wofür wir ihm an dieser Stelle nochmals herzlich danken möchten.
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Februar 2009: Reste der sorgfältig aus teilweise behauenen Steinen errichteten Ringmauer am östlichen Steilhang.
Foto: Markus Hauser |
Alle Bilder aus dem Jahr 2009:
Quellen:
Burgen und Schösser in Oberösterreich, Oskar Hille, 1992, S. 188
Burgen und Schlösser in Oberösterreich, Norbert Grabherr, 1976, S. 283-285
Handbuch der historischen Stätten Österreich, Teil I Donauländer und Burgenland, Dr. Karl Lechner, 1985, S. 123
Burgen & Schlösser in Österreich, Georg Clam Martinic, 1998, S. 257
Von Burg zu Burg in Österreich, Gerhard Stenzel, 1973, S. 230
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Lage: Die Burgruine Tannberg steht auf einem Felskegel in der Schlucht der Kleinen Mühl, ca. 1 Km Luftlinie von Altenfelden entfernt.
Adresse: Burgruine Tannberg, Tannberg 6, 4132 Lembach im Mühlkreis
Gemeinde: Lembach im Mühlkreis
E-Mail: gemeinde@lembach.ooe.gv.at
Bezirk: Rohrbach
Bundesland: Oberösterreich
Öffnungszeiten: Das Pflegerstöckl wird ganzjährig bewohnt und ist daher nicht zugänglich. Die Hochburg liegt direkt an den Wohnbereich angrenzend und ist daher ebenfalls nicht zugänglich. Wir bitten, die Privatsphäre der Besitzer zu respektieren.
Anfahrt: Von Linz aus über die B127 (Rohrbacher Bundesstraße) bis kurz nach Altenfelden, ca. 1km nach Altenfelden Abzweigung links nach Lembach. Nach ca. 1km überquert die Straße die Kleine Mühl. 100 Meter nach der Brücke (beim Haus Tannberg 11) geht links eine kleine Straße weg, die direkt zur Burg Tannberg führt.
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