Ruine & Schloss Eschelberg
Eschelberg im Mühlviertel, sehr vielen nur als Schloß bekannt, zeigt dem kundigen Besucher eine ganz andere Seite als dem Spaziergänger. Denn direkt hinter dem letzten Schloßgebäude, nur schwer über die den langgestreckten Sporn umlaufenden Forstwege zu erreichen, liegen die letzten Reste der ursprünglichen ersten Burganlage. Dem Burgeninteressierten ist aber ausdrücklich zu empfehlen, diese äußerste Spornlage aufzusuchen und die Reste der Burganlage zu besichtigen. Einziges Problem ist derzeit, das offenbar kürzlich der Besitzer der gesamten Anlage gewechselt hat und die Mietparteien in den Schloßgebäuden keinen Schlüssel zum Durchgang vom hintersten Schloßhof zur dahinterliegenden Burganlage haben. Also bleibt nur der Weg seitlich vorbei an der dominierenden Schloßanlage.
Hat man aber einmal den Weg vorbei am Schloß geschafft, erwartet einen eine hochmittelalterliche Ruine der Burg Eschelberg, die wunderschön hinter dem Schloß liegt und zahlreiche interessante schöne Baudetails zeigt. Die dem Eschelbach zugewandte Palaswand bildet mit der in einem Abstand von ca. 6 Meter vorgelagerten Ringmauer einen schmalen Zwingerbereich und ist somit lt. Grabherr als der älteste Baubestand zu bezeichnen. Ebenerdig sind noch zwei Zugänge zu den ehemaligen Räumlichkeiten des Palas vorhanden. In diesen Räumen wurden nachträglich Gewölbe eingezogen. Leider verfällt auch die Palaswand zunehmends, was leicht an den im Oktober 2007 entstandenen Bildern zu erkennen ist. Die Südwestecke des Palas stürzte offensichtlich erst wenige Monate zuvor in den ehemaligen Zwingerbreich und einem hier in der Ringmauer befindlichen Halbrundturm und darüber hinaus, wodurch auch die Ringmauer stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Zinnengekrönte Umfassungsmauer des Innenhofes zwischen Schloßgebäude und vorgelagertem Torbau, Herbst 2007
Anschließend an den Palas befind sich, noch leicht erkennbar an den dicken Mauern, der Unterbau der einstigen Kapelle an der Südostseite, das sich heute als abgetragener Turm darstellt. Hier wurden nachträglich Fenster ausgebrochen und die Fensterhöhlen mit Ziegeln an das neue Fentermaß angepasst. Neben der Kapelle führen heute steinerne Stufen (Bild 56) auf das Gelände darunter und hier kann man auch gut erkennen, das die Burg an dieser Stelle direkt auf gewachsenem Fels gebaut wurde. Das Gelände läuft hier südlich in einer Dreiecksform aus, bewachsen durch dichtes Wiesenwerk, dessen Seiten steil zu den umlaufenden Bachtälern abfallen und dessen südlichstes Ende durch einen rd. 5 Meter tiefen, aus dem Fels gehauen Halsgraben, vom restlichen Gelände abgesondert wirde. Der Hangsporn verläuft jenseits des Halsgrabens noch rd. 30 Meter weit abgeflacht doch sehr schmal zum Eschelbachtal weiter.
Da der heutige Besucher, so er denn den Weg wie oben beschrieben beschreitet, eigentlich vom Äußeren/Inneren der Burg nach vorne zum Schloß zur einstigen Vorderseite der Burganlage geht, ist hier nahe dem Schloßgebäude auch der einstige Torbereich zu suchen. Allerdings verlor die Burg durch den Neubau des Schlosses den Torbau, denn das Schloßgebäude riegelte an dieser Stelle den Altbau völlig ab. Nur eine Mauernaht die vom Dach bis zum Boden verläuft könnte ein Hinweis auf einen Anbau an den einstigen Torbau sein.
Das Schloß selbst ist ein Drei-Flügel-Bau mit Innenhof, der an der Westseite von einer hohen Mauer abgeschlossen wird. Im Innenhof ist an der Nordseite ein gotisches Tor mit Schulterbogenschluß (Bild 30) erkennbar und an der Westseite die heute verbauten Reste eines Stiegenaufganges (Bild 31). Eine Torhalle, die über die gesamte Breite des Eingangsflügels reicht, verbindet den Mittelbau mit einem langgestreckten Vorhof, der über einen tiefen, aus dem Fels gehauenen Graben, mittels einer Steinbrücke zu erreichen ist. Dieser Vorhof, in dem sich ein alter tiefer Brunnen befindet, dominiert vom Turm des Schloßgebäudes in dessen Fuße die Torhalle verläuft und dem großen alten Baumbestand, wird zu beiden Seiten von einer hohen zinnengekrönten Mauer eingefasst, welche beidseits an den eigentlichen Torbau, der wiederum den Vorhof komplett von Hang zu Hang abriegelt, anschließt. Der Turm wurde, genauso wie das Schloß auch, 1598 errichtet.
Vischerstich von Eschelberg aus dem Jahre 1674, Ostseite
Ansicht von Eschelberg auf einer Ansichtskarte aus dem Jahre 1908, Westseite
Ganz rechts Außen ist die Kapelle zu sehen, von der jetzt nur mehr spärlichen Mauerreste vorhanden ist.
Eschelberg, damals war noch die Burganlage am äußersten Hangsporn gemeint, taucht 1209 zum ersten Male aus dem Dunkeln der Zeit, als Lehensinhaber der Grafen Leonberg, ein gewisser Henricus de Esilberch, der sich später auch Heinrich von Traun nennt, in einer Urkunde auftauchte. Daher wird vermutet, das die Eschelberger, die Passauer Ministeriale waren, dem Geschlecht der Trauner angehörten. Erhärtet wird diese Vermutung, da Graf Wernhart von Leonberg 1283 einen gewissen Otto von Traun mit Eschelberg belehnte. 1354 übergab der Landeshauptmann Hans von Traun-Abendsperg infolge längerer Abwesenheit das Schloß bis zur Volljährigkeit seiner Kinder an Passau. Die Trauner blieben durchgehend bis 1560 im Lehenbesitz von Eschelberg, wobei bereits im 14. Jh. die Passauer Bischöfe die Aktivlehenschaft ausübten, die im 16. Jh. an den Landesfürsten überging. Dieser belehnte im Jahre 1560 (nach Oskar Hille aber schon 1553), nach den Trauner, den Erasmus von Gera mit Eschelberg. 1591 war Johann Christoph von Gera Besitzer von Eschelberg, der mit seiner Gattin Esther in der Eschelberger Gruft beigesetzt wurde. Noch 1594 zählte Eschelberg zu den verteidigungsfähigen Burgen des Landes. Unter denen von Gera wurde Eschelberg 1598 massiv um- und vor allem ausgebaut, das Schloß vor der Burg entstand im Stile der Renaissance. Lt. "Urbar- und Stiftbuch" der Herrschaft Eschelberg an die "Herrn Sigmund Adam, Herren von Trauen an die Herrn Carl, Herrn Gerra von Gerra" gehörten damals unter anderem zur Herrschaft: "Das Schloß, die Gärten herum, die Hoftaverne, die Hofmühl und Sag. Weiters das Prauhauß, die Padstuben, die Hofwiesen, der Eschelbach und Teile des Pesenbaches, die Weingärten zu Lindtham, der Hofwirt, die Ziegelgerechtigkeit, das Wirtshaus zu Gerhalting, etc. Weingärten gab es ebenso im Herrschaftsbereich, darauf deutet der Hausname "Weinzierl" hin. Die Herrschaft Eschelberg war ebenso für die niedere Gerichtsbarkeit zuständig. Diese beinhaltete die verurteilung von Personen, die durch Unzucht, Gotteslästerung, Fluchen, Schmähungen und Beleidigungen Schuld auf sich geladen hatten. Der Name "Hochgattern" bedeutet Galgenbühel oder Richtstätte, demnach dürften die Herren auf Eschelberg auch für die "hohe Gerichtsbarkeit" (schwere Vergehen, Bluttaten) zuständig gewesen sein. Weiters gehörte zur Herrschaft das Gerichtsdienerhäußl (Gemeindekotter). Johann Christoph von Gera, Sohn des Erasmus, besaß Eschelberg bis zu seinem Ableben 1609. Dann bleibt eine dokumentarische Lücke bis zum Jahre 1647.
Konrad Balthasar von Starhemberger kaufte 1647 die Herrschaft Eschelberg und später wurde mit Rottenegg, das 1712 Thomas Gundakar von Starhemberg käuflich erwarb, und Liechtenhaag ein eigener Verwaltungskomplex mit insgesamt 313 Untertanen begründet. Das Schloß mit Burg verblieb seither im Besitz der Starhemberger, welche auch die wertvolle Inneneinrichtung in das Schloß Eferding übertrugen. 1938 wurden die Fresken als auch die Renaissanceeinrichtung stark beschädigt und nach 1945 wurden Flüchtlinge im Schloß untergebracht. Der Schloßkomplex sowie das vorgelagerte Turmgebäude dienen derzeit als Wohnungen für Mietparteien.
Quellenverzeichnis:
Georg Clam Martinic, Burgen & Schlösser in Österreich, 1991, S. 224/225
Alfred Kröner Verlag, Handbuch der historischen Stätten Österreich, Band I, Donauländer und Burgenland, 1985, S. 35/36
Norbert Grabherr, Burgen und Schlösser in Oberösterreich, 1976, S. 332
Oskar Hille, Burgen und Schlösser in Oberösterreich, 1992, S. 52/53
Tafel zur Geschichte von Eschelberg vor dem Zugang zum Schloßareal
Hier die Bilder vom Herbst 2007:
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Lage: Direkt im Ort Eschelberg am Äußeren Sporn
Adresse: KG & OG St. Gotthard
Bezirk: Urfahr-Umgebung
Bundesland: Oberösterreich
Öffnungszeiten: Die Ruine ist über einen Wanderweg frei zugänglich, das Schloß selbst für Besucher i.d.R. nicht zu besichtigen.
Anfahrt: Von Linz-Urfahr die Bundesstraße 127 in Richtung Rohrbach, bei Ottensheim durch und auch bei der großen Straßenkreuzung nahe Walding noch gerade aus. Nach ca. 2km ist kurz vor der Brücke die Abzweigung Rechts nach Rottenegg und Eschelberg. Durch die Ortschaft Rottenegg durchfahren und nach ca. weiteren 2km zweigt man in einer starken Kurve im Wald von der Straße links nach Eschelberg ab. Der Straße folgen und nach weiteren 1km steht man direkt im Ort Eschelberg vor dem großen Gasthof, zur linken Hand die beiden Wirtschaftsgebäude die sich vor dem Schloßgelände befinden.
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