Gotische Burg mit Stalinorgel
Gechichtliches:
Je nach Verhältnissen und Umständen vergab, verpfändete
und besaß Stift Passau durch über ein halbes Jahrtausend
die einstige Rodungsburg an der Großen Mühl. 1231 hatten
hochfreie Blankenberger dem Bistum hier die Oberherrschaft
eingeräumt. Als Passauer Burggrafen Pfleger, Lehensleute auf
"Birchenstain" - "Pürhenstein"
siegelten in der Folge Kapeller, Harracher, Tannberger, seit
1402 die Starhemberger. Pfleger Erhard Marschalk von Reichenau
ließ in den dreißiger und vierziger Jahren des 15. Jh.
oberhalb der alten Burg einen sechseckigen Palas bauen und ihn von
einem für Feuerwaffen eingerichteten, bis zu 4 und 5 Meter
starken Wehrmantel mit Zwinger und sechs Rondellen umstellen. Es
war das Werk einer spätgotischen Bauhütte, ihre Steinmetzzeichen
finden sich im ganzen Ruinenbereich. Mit seinem "oberen"
und "unteren Haus" (das untere ist die ursprüngliche,
ältere Burg-die obere die neue Festung) war Pürnstein
vom 15. bis zum 17. Jh. eine der größten und wehrhaftesten
Verwaltungsburgen des Mühlviertels. In seinem kenntnisreichen
Führer veröffentlichte der jetzige Besitzer der bewohnten
Ruine, Dr. Hans Reichner, auszugsweise ein Inventarium von 1564,
das einen ausgezeichneten Einblick in die Pürnsteiner Wohn-
und Wehrverhältnisse des 16. Jh. gewährt. Das spätmittelalterliche
Gemäuer der einstigen Passauer Verwaltungsburg mit 5 Rundtürmen
wurde von einer gotischen Bauhütte errichtet.
Den südwestlichen Teil mit 21 Räumen bewohnten die Frauen,
den nordöstlichen mit 31 Räumen - eingerechnet die des
späteren Anbaues an der Außenmauer - die Männer.
Durchschnittliche 33 Menschen hausten auf Pürnstein, 12 Gäste
hatten gut Platz. Hauptaufenthaltsort, im Winter auch eine Art Gemeinschaftsraum
für Herrschaft, Pfleger und Gesinde, war die "Tirnitz"
im zweiten Stock des östlichen Burgbereiches, Über diesem
Saal wohnte der Hausherr und lag die " Schuel" für
seinen Sohn "Hänsl" - nahe beim warmen Rauchfang.
Die Gemächer der Burgfrauen gegenüber wiesen schlichtes
lutherisches Mobiliar und Bildwerk auf. Im vierten Obergeschoß
lagen auf der Männerseite, durch Holzwände voneinander
getrennt, Wachter-, Fischer-, Harnischkammer, Gast-, Pflegerkammer
u.a., bei den "Frauenzimmern unterm Dach" Haarkammer
und Haarstübchen, Jungfernkammer und Kinderstübchen, Mushaus
(Essraum) und dergleichen.
21 Geschütze, unter ihnen auch "Derr Narr",
ein Riesenkalieber von 30cm, standen in den mit mehreren Wehrböden
durchzogenen Türmen, aber auch zwischen ihnen, auf den Wehrgängen.
Ein im Inventar verzeichnetes Fahrzeug mit 10 montierten, gleichzeitig
abzufeuernden Doppelhaken mutet wie eine Vorfahrin der russischen
"Stalinorgel" des zweiten Weltkrieges an. Im nördlichen
Pulverturm fertigte man Munition, im südlichen "Hungerturm"
lag das Verlies. Vom auf Pürnstein seit 1480 aufbewahrten Corpus
Christi zeugt noch das wünderschöne Sakramentshäuschen
aus grobkönigem, blaugrauem Marmor in der Kapellenruine. Noch
im 18. Jahrhundert ließ sich Kardinal Firmian von Passau 5
Zimmer in die Verwaltungsburg einbauen.
An der Wende vom 16. zum 17. Jh., als Passau die Burg 45 Jahre
verkauft hatte, entzündete sich hier der zweite oberösterreichische
Bauernkrieg und wurde als damaliger Burgherr der Protestant Karl
von Jörger des Landes verwiesen.
Quelle: Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich
Die Erklärung der Festung Pürnstein:
Die Burg, hoch über dem linken Ufer der Großen Mühl
gelegen, war eine überaus starke Festung, wie das aus dem erhalten
gebliebenen Baubestand noch heute abzulesen ist. Die Burg wurde
entsprechend der vorhanden gewesenen Bodenformation terrassenförmig
angelegt. Auf der höchsten Spitze des ansteigenden Felsterrains
wurde die Hochburg erbaut. Ein sechseckiger, drei Stockwerk hoher
Bau mit quadratischem Innenhof und einer bemerkenswerten Außentreppe
zum ersten Stock. Die Oberburg ist zugänglich. Vor diesem mächtigen
Baukörper des Wehr- und Wohnbaues ist ein Innenzwinger angelegt,
welcher von der Ringmauer umfangen wird. Die Ecken der Ringmauer
werden von gekröpften Rundtürmen, die zum Zwinger hin
offen sind (Schalen) gebildet. Diese Schalen, sie sind alle noch
unter Dach, waren Batterietürme, die der Seitenbestreichung
dienten. An jener zur Mühl zugewendeten Seite der oberen Ringmauer,
zwischen dem bewohnten und mit Erkern versehenen umgebauten Batterieturm
und der Riegelmauer, mit dem unteren Burgtor, welches zum Außenzwinger
führt, steht ein ovaler Anbau, dem in der Höhe ein Querbau
aufgesetzt ist. Die Riegelmauer, die mit diesem Vorbau verbunden
ist, fällt schräg nach rechts ab. Links vom oberen Absatz
dieser Mauer öffnet sich ein Rundbogentor, welches die Verbindung
zu einem nicht mehr vorhandenen, hölzernen Wehrgang hergestellt
hat. Durch das sogenannte untere Burgtor kommt man zum Außenzwinger,
der an dem riesigen Batterieturm mit hoch oben gelegenen Spitzbogen
und der innen noch erhaltenen Geschützgalerie vorbei zum rückwärts
gelegenen tiefen Graben führt. Von diesem auch Brauerei-Turm
genannten hohen Turm zieht eine dicke Mauer nach Süden zur
ausgeschlagenen Felswand des tiefen Grabens. Nordseitig, zum Steilabsturz
gegen die Mühl, sind nur dort Mauern aufgerichtet, wo die Natur
des Felsmassivs dies zuließ. Von dem an der Zugangsseite befindlichen
Vorwerk führt ein Mauerzug zu einem direkt in den Felsabsturz
hineingebauten Bauwerk. Dieser Bau, sein Mauerwerk weist ihm ein
höheres Alter zu als der dahinter und darüber liegenden
Festung, war die eigentliche alte "Burg Pirchenstein",
von der ausgehend die obere Anlage nicht nach und nach erwachsen
ist, sondern in einem Zuge nach vorgefaßtem Plane erbaut wurde.
Die Geschichte Pürnsteins und deren Besitzer:
Die älteste Nennung der Burg, es ist dies die alte, kleine
Anlage, erfolgte im Jahre 1170 mit Alram de birchenstaine,
einem Ministerialen der Blankenberger. Nach dem Aussterben der Blankenberger
erbten die Rosenberger jenes Gebiet, in dem auch Pürnstein
lag. Die Wittigonen, wie die Rosenberger auch nach ihrer Stammburg
Witinghausen genannt wurden, verkauften 1231 Pürnstein an die
Bischöfe von Passau, bei denen es bis zur Säkularisation
des Bistums verblieb. Die Bischöfe haben Pürnstein in
der ersten Zeit ihres Besitzes durch Burggrafen verwalten lassen,
doch zwang sie die ats ständige Geldnot, auch diese Burg zeitweilig
zu verpfänden. 1338 wurde Gundaker von Tannberg mit
der Burg belehnt, nach seinem Tode erbten die Starhemberger das
Lehen Pürnstein. Die Starhemberger Sigmar, Ulrich und Hans
blieben aber nicht unangefochten, denn das bayrische Geschlecht
der Satlbogen erhob ebenfalls berechtigte Erbansprüche.
Der sich darauß entspinnende Prozeß zog sich über
50 Jahre hin, doch endete er zugunsten der Starhemberger. Der Neubau
der Festung Pürnstein ist von den Starhembergern vorgenommen
worden, die sich dadurch die stärkste Bastion im oberen Mühlviertel
schufen. Die Starhemberger, die nicht ständig auf Pürnstein
wohnten, ließen sie durch Pfleger verwalten. 1493 vermachte
der Passauer Domherr Balthasar von Starhemberg in seinem
Testament Burg und Herrschaft seinem Vetter Gregor von Starhemberg.
Um 1574 gelangte die Festung aus der Hand der Starhemberger an den
Grafen Leonhard von Harrach. 1611 kaufte Karl Jörger
die Herrschaft Pürnstein dem Karl von Harrach ab. Nach
der Enteignung der Jörger verlieh Kaiser Ferdinand II.
Pürnstein dem Grafen Leonhard von Harrach. Der Bischof
Leopold Wilhelm von Passau, ein Sohn des Kaisers, forderte jedoch
Pürnstein, das unter passauischer Lehenshoheit stand, zurück.
1660 wurde die Herrschaft vom Bischof an seinen Geheimsekretär
verpfändet, von dem sie Maximus Steiner von Pleinfelden
auslöste. Die Verpfändungen setzten sich bis 1763 fort.
Unter Bischof Firmian von Passau wurde Pürnstein 1774
renoviert. Ab 1782 bis 1803, dem Jahre der Aufhebung des Fürstbistums
Passau, wurde Pürnstein von Pflegern verwaltet und nach 1803
der kaiserlichen Hofkammer unterstellt. 1828 wurde die Herrschaft
an den Freiherrn Johann von Bartenstein verkauft. 1866 kauften
Carl Christian Müller und Franz Louis Oschatz Pürnstein.
Am 7. September 1866 brannte die Oberburg infolge Brandstiftung
zur Gänze aus und ist seither eine Ruine. Müllner,
der Gründer der Papierfabrik Obermühl, übernahm
den Besitz Pürnstein 1876 zur ungeteilten Hand.
Quelle: Norbert Grabherr, Burgen und Schlösser
in Oberösterreich
Anfügung: Laut Berichten von Anrainern soll es einen
Gang geben, der von der Burg bis zur Großen Mühl hinab
führt.
Zurück
zum Verzeichnis OBERÖSTERREICH
|
Anfahrt
|
B127 nach Rohrbach, bei Abfahrt Neufelden rechts abbiegen,
durch Neufelden und weiter nach Pürnstein. Weg gut
beschildert. |
|
|
Lage
|
O und KG Pürnstein, MG Neufelden, BH Rohrbach |
|
|
Behindertengerecht
|
Hochburg ja, Außenzwinger nur beschränkt
|
|
Öffnungszeiten
|
Außenzwinger und Umgebung immer, Hochburg
wie Öffnungszeiten Museum (siehe unten) |
|
|
Parkplatz
|
Vorhanden
|
|
Restaurant - Cafe
|
Neben der Burg das Burggasthaus Scharinger
|
|
Sehenswürdigkeiten
|
Reitergestüt im Meierhof der Burg
|
|
Museum - Sammlung
|
Führungen:
Saison: 1.Mai bis Ende Oktober täglich außer
Dienstag jeweils um 10, 11, 14, 15, 16 und 16.30
Zusätzlich die Möglichkeit für Gruppen
nach telefonischer Anmeldung unter: 07282-6230 |
|
|
Hotel - Übernachtung
|
/
|
|
Eintrittspreis
|
Nur bei Führungen
|
|
Kapelle - Schloßkirche
|
/
|
|
Veranstaltungen
|
jährliches Fest
|
|
Telefon - Fax - Email
|
07282-6230
|
Wenn sie über eine Suchmaschine auf diese Seite
gelangt sind, dann kommen sie hier
zur Startseite.
|