Burgen in Vorarlberg
Kaum ein anderer Landstrich in Österreich weist so zahlreiche Burgen auf wie Vorarlberg. Dies erklärt sich aus der verkehrspolitischen Lage Vorarlbergs als einem Zugang zu verschiedenen Alpenpässen. Vor den Toren der Alpenübergänge machten sich wehrhafte Geschlechter ansässig, die als Vasallen Königen und Fürsten sicheres Geleit gaben. Diese Vasallen erwarben sich als Ritter vielfach adeligen Rang und Herrenrecht im Umkreis der Burgen, die sie an sicheren Plätzen erbauten. Der Beginn des Burgenbaues lässt sich in Vorarlberg zeitlich nicht genau festlegen. Früheste urkundliche Hinweise deuten auf den Beginn des 12. Jahrhunderts hin. Burgen entstanden in Vorarlberg nur in den Gebieten des Rheins und der Ill.
Über die Geschichte der Tostner Burg
Wann genau die Burg erbaut wurde ist leider unbekannt, bzw gibt es keine Einigkeit. Nennt der Chronist Bucellin das Jahr 1022, fällt die Erbauung nach den Forschungen Josef Zösmairs jedoch erst in das Jahr 1250, unter Hugo II. von Montfor. Neuere Schriften wieder nennen 1260 als das Erbauungsjahr. Urkundlich erwähnt und somit gesichert wird die Burg im Besitz der Grafen von Montfort im 13. Jhd., als sich Rudolf II. als erster "Herr von Feldkirch und Tosters" nannte. Die Grafen von Montfort versahen die Burg mit einem eigenen Herrschaftssprengel, der vom Kapf über den Blasenberg bis zuzr Kirche St. Michaelis in Tisis, durch das Ried auf den Schellenberg, von dort bis zum Badbrunnen in Nofels und von diesem dem Hasenbach folgend bis zum Rhein ging. Somit gehörte der größte Teil des Nofler und Bangser Riedes zur Herrschaft Tosters. 1270 zog Rudolf von Habsburg, der spätere deutsche König, nebst dem Graf Hugo von Werdenberg und dem streitbaren Berthold, Abt von St. Gallen, mit Heeresmacht über den Rhein und belagerte Feldkirch. Rudolf II. von Montfort, Herr von Feldkirch und Tosters, brachte seine jugendliche Gemahlin Gräfin Agnes von Württemberg-Grüningen, im festen Schloßturm von Tosters in Sicherheit. 1271 soll eine Gräfin Agnes von Tosters urkundlich als Gemahlin des Grafen Rudolf I. von Montfort-Feldkirch erwähnt worden sein. 1331/32 erhielt Graf Hugo VII., bei einer der unzähligen Teilungen innerhalb des mächtrigen Vorarlberger Geschlechts der Montforter, die Burg und Herrschaft Tosters und steht für eine kurzzeitig bestehende Tostner-Linie innerhalb der Montforter-Dynastie. Die Quellen nennen ihn einen unruhigen Geist, der durchaus dem Typus des rücksichtslosen Raubritters entsprach. Mit seinem Tod 1359 endete jedoch die Tostner Linie, er hinterließ keinen Stammhalter.
1370 fand die Burg noch einmal urkundliche Erwähnung, als ein gewisser Hainrich von Aemptz (Ems) als der erste "Kirchherr zu sant Cornelyen foy Tosters" sein Amt antrat. Es handelt sich hierbei um die Kirche St. Cornelius (Wikilink), die direkt unterhalb der Burgruine Tosters liegt und noch wesentlich älter als diese ist. 1377 ging die Burg Tosters von Rudolf IV. von Montfort, dem letzten dieses Dynastengeschlechtes, mit samt den anderen Besitztümern an die Habsburger über, wobei aktuelle Quellen wiederum das Jahr 1390 als Übergabejahr bezeichnen. Die Habsburger, die sich stets in Geldnöten befanden, nutzten Tosters als Pfandherrschaft. Dabei dienten die von den Bauern abgelieferten Steuern und Pachterträge als Zins für das bei finanziell gutgestellten Adeligen geliehene Kapital. Bereits vom 14. Jhd. bis ins Jahr 1852 sind Mitglieder der bekanntesten Tiroler und Vorarlberger Adelsfamilien Pfandherren der Herrschaft Tosters, wie etwa die Tratzberger, die Gienger aus Hall, die Grafen von Hohenems, die Jonas aus Götzis, sowie die Wolkenstein-Rodenegg aus Südtirol. Über die Lehensbriefe vom 16. Jhd. bis ins 19. Jhd. im Vorarlberger Landesarchiv, die jeweils bei der Übergabe von Lehenshöfen unterfertigt wurden, erfahren wir die Familiennamen der ortsansässigen Bevölkerung, die bis zur heutigen Zeit in Tosters vorkommen (zB. Mayer, Gopp, Bayer, Zerlauth, Geiger, Schöch). Diese Bauern lebten zwar hauptsächlich vom Ackerbau und der Viehzucht, doch auch vom Weinbau. Die Tiere der Tostner mußten sich mangels eigener Alpen mit den Riedwiesen begnügen, denn an fast allen Sonnenhängen zwischen Tosters und der Parzelle Hub befanden sich Weingärten. Im Montforter Urbar von 1363 finden wir die erste urkundliche Nennung eines Weingarten unter der Burg. Die Herrschaft Tosters hatte einen eigenen Weinberg und Torkel (Weinpresse) inne. Daneben gab es mehrere Torkel im Dorf, die im Besitz mehrerer Bauern waren. Eine besonders gute Lage für den Weinbau war der Hügel "Gutenhalden" in der Parzelle Hub. Im Turm der Burg befand sich sogar vor ca 150 Jahren der Getränkekeller eines Gasthauses, das im Burghof in einer dort errichteten Sommertrinkhalle ausschenkte.
Die verheerende Zeit der Appenzellerkriegen konnte auch die Tostner Burg nicht ohne Zerstörung überstehen, denn die Bauern und Bürger Feldkirchs, welche das Haupt des Bundes ob dem See diesseits des Rheins waren, zerstörten sie am 25. November "von Grund auf". Sie brannten alles nieder, bis auf den gigantischen Turm, der wie ein Fels in der Brandung der Wut der Gegner und sämtlichen anderen Widerlichkeiten bis in die heutige Zeit trotzte. Zeittafel zu den Geschehnissen rund um den Appenzellerkrieg Link.
Die Baugeschichte der Tostner Burg
Es gibt zur Tostner Burg die äußerst interessante Vermutung, das es sich hierbei um eine große, nie fertiggestellte Burganlage handelt, von der lediglich der Bering (= Ringmauer), der aus dem Ende des 12. Jhds. / Anfang 13. Jhd. stammt, erbaut wurde und in diesen in der zweiten Hälfte des 13. Jhds. der heutige Bergfried, Torbau und Palas (evt. auch Nebengebäude) hineingebaut wurden. Diese These wird vor allem von der wirklich bemerkenswerten Platzierung des Palas gestützt, der mitten über die Ringmauer gestellt wurde und sich an einer bemerkenswerten Position in der Burganlage befindet. Während der Appenzellerkriegen, die in diesem Landstrich schwer tobten, wurde auch die Burg Tosters 1405 stark in MItleidenschaft gezogen, doch nach 1408 wieder aufgebaut. Die sehr geräumige, und für ihre Größe doch sehr spärlich bebaute Burganlage, wurde noch vor 1616 verlassen und verfiel seitdem.
Der Bergfried konnte 1938/39 restauriert werden, Großzügige Gesamtsanierungen folgten in den Jahren 1974 und 1980.
Neben dem Bergfried befindet sich eine große Infotafel mit einem kurzen Abriss der Geschichte zur Tostner Burg,
sowie diesem Grundrissplan. Allerdings sind in diesem einige Details nicht eingezeichnet, die auf dem älteren
Plan
weiter unten noch verzeichnet sind. Reproduktion: Markus Hauser
Die These, das der Bering (Ringmauer) der Tostner Burg schon vor dem Bau der in diese hineingesetzten Elemente wie Bergfried, Torbau, Palas und mehr, bestand, ist deshalb so interessant, da dies heißen würde, das die Anlage im Ausgehenden 12, Jhd. konzipiert wurde und für diese Zeit eine beeindruckende Größe aufweisen würde. Der ältere Zugang zur Burganlage befand sich in der westlichen Ecke der Anlage, direkt vor dem Bergfried, der aber möglicherweise erst später, in der zweiten Hälfte des 13. Jhds., eingesetzt wurde. Das direkt an den Bergfried angebaute innere Burgtor, wurde erst nach dem Bergfried errichtet, was eindeutig durch die Mauerfuge ersichtlich ist, da das Mauerwerk des inneren Tores stumpf auf das des Bergfriedes trifft. Durch dieses Burgtor konnte eine wichtige Zwingeranlage zwischen dem alten Burgtor und dem Bergfried geschaffen werden, die man mittels einer leichten Mauer, die sich von der südwestlichen Kante des Bergfrieds südwestwärts zur Ringmauer zieht, zweigeteilt hat. Von der südwestlichen Kante des Bergfrieds zog sich eine zweite Mauer südlich zur Ringmauer, und zwar auf die Stelle, an der später das Flankentor eingezogen wurde (diese Zwingermauer wurde im alten Plan unten mittels strichlierter Linie markiert) und bildete somit den Abschluß der Zwingeranlage. Leider kann diese Mauer nur vermutet werden. Im alten Plan ist sie strichliert eingezogen, im neuen Plan wurde sie dünn eingezogen, doch beginnt sie hier an der östlichen Kante des Bergfrieds. Um im ersten Viertel des 16. Jhds. das erwähnte Flankentor errichten zu können, wurde einfach ein Stück der Ringmauer, die hier einen leichten Knick machte, gebrochen und verkehrt nach innen gesetzt, wodurch sich die Flankierung des Tores durch die angrenzende Ringmauer ergab.
Dies ist der weitaus ältere Grundrißplan der Burgruine Tosters. Die Mauern
sind hier in verschiedenen
stärken markiert und ebenso die ehemaligen Grundmauern. Weiters wird gezeigt (Nr. 6), das das
Tor
an dieser Stelle erst nachträglich durch eine Abänderung der Ringmauer entstand und sich vor
dem
Bergfried ein zweigeteilter Zwinger (Nr. 3) befand.
Reproduktion: Markus Hauser
Im 15. Jhd. setzte man an der Südwestseite, also vor den Bereich des alten Tores und den Bergfried, eine als Bollwerk ausgeführte Vorburg mit einem (heute nur mehr) mäßig tiefen aber beeindruckend breiten Graben. Dieser wurde mittels einer ansteigenden Holzbrücke überquert, die zum alten Burgtor führte. Um diesen Zugang zu sichern, wurde die sehr starke, aus mächtigen Steinblöcken errichtete, schartenlose Mauer, gegen die südwestliche Stirnfront mit einem breiten Wehrabsatzgang versehen (siehe Bild 07). Ebenso errichtete man das innere Burgtor, das sich an die Nordkante des Bergfriedes anschließt, mit einem Wehrgang, worauf der noch vorhandene Absatz hinweißt. Anschließend an das Burgtor (rekonstruierter Rundbogen), in einer Ringmauerecke, haben sich Reste eines kleinen Nebengebäudes mit Balkenlöchern einer Zwischendecke, erhalten. Hier befindet sich auch die Infotafel zur Tostner Burg.
August 2007: Der "trutzige Geselle", wie ihn Ludwig von Hörmann 1874 nannte, der sechsstöckige
Bergfried
der Tostner Burg, rechts angelehnt das innere Burgtor.
Foto: Markus Hauser
Mit Sicherheit das markanteste Merkmal dieser Burganlage ist der sechsstöckige Bergfried auf quadratischem Grundriß, der im zweiten Stock noch den originalen spitzbogigen Zugang, mehrere Lichtschlitze in den unteren vier Stockwerken, im fünften Stockwerk eine Reihe Balkenlöcher eines umlaufenden Wehrganges der durch Zugänge an allen vier Seiten erreichbar war, und darüber vorhandene rechteckige breite Schießscharten, die ehemdem oberhalb des Dachansatzes des ehemaligen Umlaufes (zT. bei Restaurierung ergänzt), aufweist. Der Turm bestand ursprünglich lediglich bis zum heutigen vierten Stockwerk, das fünfte und sechste Stockwerk wurden im ersten Viertel des 16. Jhds. aufgesetzt. Somit kann das spitzbogige Zugangstor im zweiten Stock und sämtliche Lichtschlitze der unteren vier Stockwerke als Altbestand, und die Zugänge zum Wehrgang mit den seitlichen rechteckigen Fensteröffnungen und im sechsten Stockwerk die breitrechteckigen Schießscharten aus der Zeit der Aufstockung im ersten Viertel des 16. Jhds. gesehen werden. An der Südostseite befinden sich zwei, ursprünglich zweigeteilte, quadratische Fenster mit Sandsteinrahmung seitlich des Zugangs zum Wehrgang im fünften Stockwerk, in der Nordwestseite ist es lediglich eines. Da diese Fensteröffnungen sehr breit, eigentlich quadratisch sind, liegt die Vermutung nahe, das es sich hierbei eher um Durchreichen handelt, etwa um den Männern am Wehrgang schneller Munition oder Waffen aus dem Inneren des Bergfriedes reichen zu können. Da der Turm auf alten Ansichten zinnengekrönt war, liegt die Vermutung nahe, dass diese einer Restaurierung zum Opfer fielen. Der ebenerdige Zugang in der Nordseite (am oberen Bild zu sehen) wurde nachträglich ausgebrochen.
August 2007: Der über die Ringmauer gelegte Palas der Tostner Burg.
Foto: Markus Hauser
Der zweite, markante Teil der Tostner Burg ist der Palas aus der zweiten Hälfte des 13. Jhds. An ihm fällt sofort die eigenartige Lage quer zur längsrichtung der älteren Ringmauer (=Bering) auf. Er wurde derart über die Ringmauer gestellt, so daß diese den Bau zweiteilte (gut erkennbar auf den Grundrißplänen). Da der Palas an einer relativ gut geschützten südlichen Stelle des Hügels errichtet wurde, könnte es sein das er Repräsentationszwecken diente, da er durch seine Lage halb vor der Ringmauer auch von der gegenüberliegenden Schattenburg in Feldkirch aus gut erkennbar gewesen sein mußte (siehe Bild 24 - Blick vom Palas zur Schattenburg in Feldkirch). Weiters sind im Palas zahlreiche Lichtschlitze und auch Fensteröffnungen erhalten geblieben, bzw wurden diese bei den vorangegangenen Restaurierungen ergänzt und rekonstruiert. Die innerhalb des Berings liegenden Palasmauern sind bis auf die Grundmauern abgetragen, die südlich über den Bering hinausragenden Mauern zeigen Reste von drei Stockwerken. Weiters wurde direkt neben dem Palas ein Zwingerbereich angelegt, das aber eher einem sog. Rosengärtl ähnelt. Zugang zu diesem abgegrenuten Bereich erhielt man entweder über den Burghof durch ein Tor in der Ringmauer direkt neben dem Palas (das heute vermauert ist), oder durch einen direkten Zugang über die unterste Ebene (Keller) des Palas selbst. Dieser rundbogige Zugang ist heute bis unterhalb des Sturzes verschüttet.
Quellen: Stadtarchivar Mag. Christoph Volaucnik, Tosters - eine Dorfgeschichte im Überblick, erschienen in Feldkirch aktuell 6-2004 Link, Burgenwebsite zu Vorarlbergs Burgen Link, Ludwig von Hörmann, Der Schellenberg, Gera 1872, S. 41-47
Hier die Bilder vom August 2007:
Über die Geschichte von Tosters
Seinen Namen erhielt Tosters um 600 n. Chr. von einem Nann Namens Toste oder Tosti. Die erste urkundliche Erwähnung finden wir 1045, als Kaiser Heinrich III. dem Schweizer Kloster Schännis seinen Besitz bestätigt und u.a. auch den im heutigen Vorarlberg befindlichen Grundbesitz, darunter jenen in "Thosteres". Vermutlich kam das Kloster über seinen Stifter, Graf Hunfrid, zu seinen Gütern in Tosters. Da Hunfrid zu Beginn des 9. Jhds. im Auftrag von Kaiserl Karl dem Großen in diese Region kam, schließt man aus, dass Tosters bereits während der Karolingerzeit besiedelt war. Der erste Siedlungsschwerpunkt befand sich auf der Flur "Rüti", dem Gebiet um St. Corneli unterhalb der Burg Tosters, und nicht im Tal, wo der heutige Siedlungsschwerpuntk liegt. Und das dies Sinn machte zeigt und die Tatsache, dass über dieses "Rüti" früher ein Weg nach Liechtenstein verlief, da der Egelsee einen Straßenbau in der Ebene nicht zuließ. Von der bescheidenen Größe Tosters im Mittelalter zeugen einige Urkunden. 1363 sind im Güterverzeichnis der Grafen von Montfort, in dessen Besitz sich Tosters im 14. Jhd. befand, acht Höfe aufgelistet, 1538 fünfzehn Häuser. Tosters war im Mittelalter also ein sehr kleines Dorf. Selbst um 1900 zählte Tosters nur 350 Einwohner. Ein großes Jahr war 1799, als hier die Entscheidungsschlacht im Franzosenkrieg unter Führung von Josef Sigmund Nachbauer und Bernhard Riedmiller unter dem Befehl des kroatischen Generals Jelačić stattfand, wobei die napoleonischen Truppen unter General Massena besiegt und in die Helvetische Republik (Schweiz) zurückgedrängt werden konnten.
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Lage: Westlich von Feldkirch am Schellenberg
Adresse: Burgruine Tosters Tourismusinfo, Schlossergasse 8, A-6800 Feldkirch
Telefon: +43 (0) 5522 73 4 67
Email: tourismus@feldkirch.at
Homepage: www.feldkirch.at
Bundesland: Vorarlberg
Bezirk: Feldkirch
Gemeinde: Feldkirch
Öffnungszeiten: Die Ruine ist jederzeit frei zugänglich.
Anfahrt: A14 bzw E 60 Abfahrt Feldkirch, weiters ins Ortszentrum Feldkirch. Link zu Straßenkarte auf www.map24.at |
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