Ruine Sonnenberg vormals Feste Nüziders
Kaum ein anderer Landstrich in Österreich weist so zahlreiche Burgen auf wie Vorarlberg. Dies erklärt sich aus der verkehrspolitischen Lage Vorarlbergs als einem Zugang zu verschiedenen Alpenpässen. Vor den Toren der Alpenübergänge machten sich wehrhafte Geschlechter ansässig, die als Vasallen Königen und Fürsten sicheres Geleit gaben. Diese Vasallen erwarben sich als Ritter vielfach adeligen Rang und Herrenrecht im Umkreis der Burgen, die sie an sicheren Plätzen erbauten. Der Beginn des Burgenbaues lässt sich in Vorarlberg zeitlich nicht genau festlegen. Früheste urkundliche Hinweise deuten auf den Beginn des 12. Jahrhunderts hin. Burgen entstanden in Vorarlberg nur in den Gebieten des Rheins und der Ill.
Über die Geschichte Nüziders und der Herrschaft Sonnenberg:
Nüziders besaß laut dem churrätischen Reichsurbar schon um 830 einen Königshof. Die mittelalterliche Dynastenburg ist dann in der ersten Zeit der werdenbergischen Herrschaft aus der älteren Wehrbauanlage oder an deren Stelle entstanden. Das nachmalige Sonnenberger Territorium gehörte um 1265 den werdenbergischen Grafen Hugo und Hartmann. Im Besitzteilungsvertrag von 1355 wurde den Grafen von Sargans-Vaduz Heinrich, Hartmann und Rudolf III. die Herrschaft Blumenegg und Sonnenberg mit der Feste Nüziders zugeschrieben. Nach dem Tod seiner Brüder war Hartmann (seit 1388 Bischof von Chur) alleiniger Inhaber der beiden Grafschaften. In einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Herzog Friedrich von Österreich wurde 1404 Burg Nüziders in Brand gesteckt. Bischof Hartmann baute die Feste wieder auf und richtete sie zu seiner Residenz ein. Damit war er Begründer einer eigenen Grafschaft Sonnenberg. Das Herrschaftsgebiet reichte von der Grenze gegen Liechtenstein bis gegen den Arlberg hin. Nach Hartmanns Tod 1416 fiel Sonnenberg nach testamentarischer Verfügung seinen Vettern Hugo, Hans, Rudolf und Heinrich in Sargans zu. Heinrichs Söhne Wilhelm und Georg verkauften 1455 die Herrschaft und Feste Sonnenberg um 15000 Rhein. Gulden an Eberhard Truchseß von Waldburg, Vogt zu Feldkirch, dem späteren Schwiegervater Georgs.
Die Anlage bezeichnet einen unregelmäßigen polygonalen Grundriß, an deren höchster Stelle über einen
kleinen, aber senkrecht abfallenden Felswand heute noch die Nordmauer des einstigen Bergfrieds zu sehen ist.
Von diesem über leicht rechteckigen Grundriß erbauten Bergfried haben sich außer der bis ins dritte Geschoß
stehnde Nordmauer nochAnsatzweise die West- sowei Ostmauer erhalten. Die in der Nordmauer erkennbaren
beiden größeren Öffnungen stammen aus einer Restaurierung aus den Jahren 1934/35, bei der eine an dieser Stelle
klaffende Mauerbresche geschlossen wude. An der Nordmauer läßt sich die Geschoßeinteilung anhand der noch
sichtbaren Balkenlöchern zum zweiten und einem Mauerabsatz zum dritten Geschoß zu erkennen. Der Turm selbst
weist Megalithmauerwerk auf und zeigt Ecksteine mit hohem Randschlag. An den Turm beidseitig anschließend niedere
Reste der mehrfach gebrochenen Ringmauer. In deren Westecke befand sich das ehemalige Burgtor mit noch teilweise
erhaltenem Balkenkanal.
Das an die Ringmauer an der Westseite angebaute, in drei Raumeinheiten geteilte Nebengebäude, ist nur mehr
schwach erkennbar. Am Gelände zwischen dem Turm und der noch in hohenFuttermauernresten erhaltenen
südlichen Ringmauer, befand sich der Palasbau. Nur mehr ein größeres Mauerstück mit Umbauspuren des
beginnenden 15. Jhds. der Ostseite aufragend.
Die dem Tal zugewandte Südwand der Anlage gibt nur mehr
spärlich
Auskunft über die einstige Größe und Präsenz der Anlage.
Kaiser Friedrich III. erhob mit Urkunde vom 1. August 1463 die Herrschaft Sonnenberg zu einer Reichsgrafschaft und verlieh dem Eberhard Truchseß und seinen ehelichen Nachkommen den Rang von "Grafen von Sonnenberg". Eberhard geriet mit Herzog Sigismund dem Münzreichen von Tirol wegen Hoheitsrechten im Bergbau am Arlberg und Christberg in Streit. Im Frühjahr 1473 belagerten Söldner unter Burkhard von Knöringen im Auftrag Sigmunds von Tirol das Schloß Sonnenberg, eroberten und verbrannten es. So wurde die Burg, die im Appenzellerkrieg 1405 verschont blieb, zerstört und seither nicht wieder aufgebaut. 1474 verzichteten die Grafen Sonnenberg auf ihr Land zugunsten der Habsburger, denen mit dieser Eroberung im Innerwaldgau die Herrschaft über das Gebiet vom Arlberg bis zum Rhein ermöglicht wurde. Die Reste der Burg dienten zeitweilig dem nahen Dorf als Steinbruch. 1930 wurden bei Grabungen im Ruinengelände Reste von Ofenkacheln gefunden. 1934/35 fand eine Restaurierung der mageren Reste des Bergfriedes statt, wovon man sich heute noch anhand der beiden Eingänge in der noch stehenden Mauer des Bergfrieds überzeugen kann. Heute lebt der Name nur noch in der Bezeichnung des Dekanats Bludenz-Sonnenberg weiter.
Absolut lesenswerter Artikel von Herrn Manfred Tschaikner über Die Grafschaft im Walgau, Blumenegg, Guggais und Sonnenberg -
Zur Herrschafts- und Verwaltungsgeschichte des südlichen Vorarlbergs im 15. Jahrhundert. Externer Pdf-Link
Zurück
zum Verzeichnis VORARLBERG
Lage: Direkt oberhalb der Ortschaft Nüziders auf einem vom Berg vorgeschobenen kleinen Bergsporn. Am besten im Ort bei der Touristeninfo nachfragen wegen genauer Wegbeschreibung.
Adresse: Schloßweg, A-6714 Nüziders
Telefon: +43 (0) 5552 622 41
Bundesland: Vorarlberg
Bezirk: Bludenz
Gemeinde: Nüziders
Öffnungszeiten: Die Ruine ist jederzeit frei zugänglich.
Anfahrt: A14 bzw E 60 Abfahrt Bludenz/Nüziders, weiter in das Ortszentrum Nüziders, im Ortsinneren abbiegen in die Burggasse bis zu deren Ende und von hier führt ein Fußweg weiter zur Ruine. Link zu Straßenkarte auf www.map24.at |
Wenn sie über eine Suchmaschine auf diese Seite
gelangt sind, dann kommen sie hier
zur Startseite.
|