PALAIS KUFFNER

Das um 1893 errichtete Stadtpalais ist typisch für die späthistorizistische Bauperiode Ende des 19. Jhdts. Erbaut wurde es als repräsentativer Wohnsitz der Brauereifamilie Kuffner, gegenüber der kuffnerschen Brauerei, heute Brauerei Ottakringer. Stephan Kuffner hatte im Stadtpalais seine reiche Kunstsammlung untergebracht (Quelle). Das Doppelgebäude besticht durch seine Fassadengliederung durch Erker, Dachgiebeln und Fensterumrahmungen. Es zeigt sehr schöne Risaliten, ein rustziertes Sockelgeschoß sowie herausragende schmiedeeiserne Arbeiten in der Beletage. Heute sind Mietparteien in dem Gebäude untergebracht.


Palais Kuffner

Palais Kuffner

Palais Kuffner

Adresse: 1160 Wien, Ottakringerstraße 118-120
Homepage des Bezirksmuseum Ottakring

Die Geschichte der Sternwarte Kuffner:
Moritz von Kuffner (1854 bis 1939), letzter Bürgermeister von Ottakring, gab in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. den Bauauftrag für die Kuffner Sternwarte, der vom Baumeister Anton Adolf Zagorski ausgeführt wurde. Er tat dies auf Initiative von Norbert Herz, die erste Einrichtung umfasste einen Meridiankreis sowie den atsrophysikalischen Refraktor. Norbert Herz wird 1886 der erste Direktor der Sternwarte und beginnt an ehrgeizigen Projekten, wie etwa dem "Zonenunternehmen der Astronomischen Gesellschaft für südliche Deklination" mitzuwirken. Nach ihm wird Leo Ball von 1891 bis 1916 neuer Direktor und verleiht dem Observatorium internationales Ansehen. 8468 Sterne werden katalogisiert und in Publikationen veröffentlicht. Die Sternwarte wird erweitert, neue Instrumente werden aufgestellt, wie etwa das damals größte Heliometer der Welt und ein Vertikalkreis. Zwischen 1896 und 1899 wirkt hier der bedeutende Astrophysiker Kalr Schwarzschild und findet am Refraktor ein grundlegendes Gesetz zur Schwärzung photographischer Platten, den sogenannten "Schwarzschild-Effekt". Die Sternwarte zählt mitlerweile zu den bedeutendsten der Monarchie. Der leidenschaftliche Hobbyastronom Kuffner sorgte auch für eine erstklassige Ausstattung der Sternwarte und berief ausgebildete Astronomen zur Forschung.
Als Folge des I.Wk bleibt die Sternwarte bis 1928 geschlossen und in Folge der Weltwirtschaftskrise überlässt Moriz von Kuffner seine Sternwarte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für Forschungszwecke. Die Akademie tritt jedoch 1933 frühzeitig vom Vertrag zurück und so fällt das Observatorium wieder unter die Obhut von Kuffner. Moriz Kuffner und seine Familie verkaufen 1938 hastig die Brauerei und emigrieren wegen der Nazis in die Schweiz, wo Moriz Kuffner 1939 stirbt. Die Sternwarte wird durch die Nationalsozialisten enteignet und für parteipolitische Zwecke benützt. 1947 erfolgte die Neueröffnung als Institut der Volksbildung, dessen Leitung der Chemiker Walter Jaschek übernimmt.
1950 wird die Sternwarte an die Familie Kuffner rückübertragen und von dieser an eine Baugenossenschaft verkauft. Die Volkshochschule betreibt die Sternwarte bis 1982. Danach trat der neu gegründete Verein "Freunde der Kuffner Sternwarte" die Nachfolge als Mieter an und organisiert ehrenamtlich den Sternwartenbetrieb bis 1995. 1987 kauft die Stadt Wien die Anlage und beginnt mit dem verein umfangreiche Renovierungen und Erweiterungen der gesamten Sternwarte. Die originalgetreue Restaurierung der astronomischen Instrumente beginnt 1993. 1995 beginnt der Betrieb mit hauptberuflichen Mitarbeitern und einem neuen Führungskonzept. Im Jahr 2000 wird die Kuffnerwarte unter eine gemeinsame Leitung mit dem Zeiss Planetarium der Stadt Wien und der Urania Sternwarte gestellt. Der Verein blieb auch nach dem Erwerb der Gemeinde Wien Mieter der Sternwarte und ist dies auch heute noch. Im September 2002 konnte die Fertigstellung der Restaurierung aller astronomischen Instrumente der Kuffner-Sternwarte gefeiert werden. Homepage der Kuffner Sternwarte

Die Geschichte der Brauerei Ottakring:
Der Müllermeister Heinrich Plank aus Rannersdorf erhielt von der damaligen Stiftsherrschaft Klosterneuburg die Braubewilligung und damit das Recht, auf der Riede Paniken in Ottakring ein Brauhaus zu errichten. Er war wohl nicht der Einzige, denn Franz Gaheis bezeichnet die Gegend um 1800 als "...des heiligen Römischen Reiches größtes Wirtshaus." Von den 150 Häusern hatten 102 die sogenannte Schankgerechtigkeit. Damals gab es in den Vororten Wiens insgesamt noch 44 Brauereien. Die aus Lundeburg/Breclav (zwischen Pressburg und Brünn) stammenden Cousins Ignaz und Jacob Kuffner kauften 1850 die Brauerei und brachten sie auf Vordermann. Sie wurden zu erfolgreichen Brauherren und waren bald schon in Ottakring als Wohltäter und politische Köpfe bekannt und gefragt. So ließ etwa Ignaz Kuffner ein Spital errichten und sprang auch immer wieder ein, wenn es galt, der finanzschwachen Gemeinde aus der Patsche zu helfen. Zum Dank wurde er 1869 zum Ottakringer Bürgermeister gewählt und schuf unter anderem eine Schulstiftung, die erste betriebseigene Speiseanstalt für Arbeiter, stockte die Schülerbibliothek auf, ließ an die Armen Holzdeputate verteilen und widmete nicht zuletzt beträchtliche Mittel seines Vermögens der Förderung des jüdischen Glaubens. 1878 wurde der "Wohltäter der Armen", wie er genannt wurde, von Kaiser Joseph I. in den Adelsstand erhoben.
Er starb 1882 und sein Sohn Moriz Kuffner wurde Universalerbe. Dieser galt als Philosoph, Kunstliebhaber und Hobbyastronom. 1905 ließ er die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umwandeln. In seinem Stadtpalais gegenüber der Brauerei trafen sich bei zahlreichen Empfängen und Soireen die politische und intellektuelle Oberschicht Wiens. Hier verkehrte der Kardinal-Erzbischof ebenso wie der Wiener Ober-Rabbiner. Im Jahre 1938 zog er noch vor dem Einmarsch der deutschen Armee in Österreich die Konsequenzen als Jude und verschleuderte die ganze Brauerei um einen auch damals relativ geringen Betrag von 14 Millionen Schilling an den Presshefe- und Spiritusfabrikant Gustav Harmer, aus Spillern bei Stockerau. Moritz Kuffner ging in die Schweiz ins Exil, wo er aber schon 1939 verstarb. Seine Erben wanderten zum Teil in die USA aus, deren Oberhaupt Stephan Kuffner war.
Lesen sie hier sämtliche Details sowie historische Ansichten zur Brauerei Ottakring.

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