Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf


Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf / Nö


Schon Ende des 19. Jhdts machten archäologische Funde, die aus der näheren Umgebung von Wöllersdorf, beispielsweise von der Malleiten stammten, immer wieder von sich reden. Weiter Licht in die jahrtausendealte Besiedlung des Gebietes der Marktgemeinde brachten dann die Ausgrabungen der letzen Wochen in der Riede Satzäcker. Die ersten Siedlungspuren stammen aus dem Beginn der Jungsteinzeit, d.h. aus dem ausgehenden 6. vorchristlichen Jahrtausend. In der Folge im beginnenden 4. Jahrtausend v. Chr. wurde auf dem Gelände der genannten Riede ein größer dimensioniertes Holzhaus errichtet. Sämtliche Siedlungsspuren, darunter auch solche aus der Bronzezeit, werden von einem groß angelegten Friedhof aus der Eisenzeit überlagert. Drei aneinandergebaute, ursprünglich mit Steinen abgedeckte Grabhügel aus dem älteren Abschnitt der Eisenzeit (800-500 v. Chr.) enthielten jeweils eine zentrale Grabkammer aus Holz mit Resten einer Feuerbestattung. Spuren der Hügeleinfriedungen, vermutlich ein Holzzäune, sind in Form von Fundamentgräbchen noch erhalten. Im unmittelbaren Umfeld der Grabhügel fanden sich Totenhäuser aus Holz bzw. Reste von Grabgärten, die eine Abgrenzung für einen Grabinhaber oder auch für eine Familie bestimmter Grabareale darstellten.


Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf
Überblick über das Grabungsgelände.

 

Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf
Überblick über das Grabungsgelände.

 

Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf
Fr Dr Dorothea Talaa beim Dokumentieren der gefundenen Stele.

 

Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf
Fr Dr Dorothea Talaa beim Dokumentieren der gefundenen Stele.

 

Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf
Hr Ingomar Herrmann beim Dokumentieren eines gefundenen Grabes.

 

Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf
Die steinerne Stele im original Zustand.

 

Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf
Das Grab, in dem die Stele steht, wurde durch Steinplatten dreigeteilt.

 

Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf
Die Stele (Steinsäule) symbolisierte im keltischen Kulturkreis eine Gottheit.



Als besonders überraschend kann die Auffindung einer Kultgrube aus der jüngeren Eisenzeit, genauer aus dem 4. Jh. v. Chr. angesehen werden, die vor den Grabhügeln angelegt wurde. Ins Zentrum der ausgehobenen Grube wurde eine steinerne Stele (Steinsäule) aufgestellt und das Grubenareal durch Steinsetzungen in drei Teile geteilt. Im südwestlichen Abschnitt wurde ein verbranntes Individuum beigesetzt. Der Leichenbrand wurde über mehrere vermutlich absichtlich zerschlagene Gefäße verstreut und eine eiserne Fibel (Brosche) eben dort deponiert, die Grube in der Folge zugeschüttet und schließlich wurde ein weiteres Individuum ohne die in urgeschichtlichen Perioden üblichen Beigaben in die Mitte der fast vollständig zugeschaufelten Eintiefung gebettet. Steinerne Stelen oder hölzerne Pfähle symbolisieren im keltischen Kulturkreis Gottheiten oder werden ihnen zu Ehren aufgestellt. Sie finden sich immer wieder an der Sohle von Gruben, vielfach im unmittelbaren Bereich von Kultbauten (Tempeln). In manchen Fällen sprechen die archäologischen Befundsituationen für Kulthandlungen, die auch mit Tier- und Menschenopfern in Zusammenhang stehen. Inwiefern es sich bei den in den Kultgruben von Wöllersdorf aufgefundenen Personen um solche handelt, die im Zuge von Ritualen gewaltsam ums Leben gekommen sind, werden erst weitere Untersuchungen ergeben.

Wöllersdorf, am 03.06.2005 Dr. Dorothea Talaa


Fotos: Markus Hauser, Burgenkunde.at



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