Schloss Hochhaus in Vorchdorf
Schloss Hochhaus am Marktplatz in Vorchdorf ist ein stattlicher Renaissancebau aus der Zeit um 1600. Ursprünglich aber stand hier bereits ein gotischer Bau, von dem noch einige Fenster mit gotischen Steingewänden und gotische Torbögen zeugen. Doch die Geschichte der Anlage reicht noch weiter in die Zeit zurück. Bereits 788 wird ein „Hohus un Juventum (Hochhaus in Juvaria)“ erwähnt [1].
Der Vischer-Stich von 1674 zeigt Schloss Hochhaus in voller Pracht. Der Urheber stand ziemlich genau an der Stelle, an der auch heute noch die Brücke die Dürre Laudach überquert und zeigt die Schlossanlage von Süden. Das Schloss wird bereits damals in seiner heutigen Form gezeigt. Links hinter dem Schlossbau sticht ein ebenfall stattliches Gebäude mit abgewalmten Dach und einem vorgelagerten, niedrigeren Gebäude hervor. Es ist dies der Pfarrhof. Rechts hinter dem Schloss steht die Pfarrkirche, die noch nicht barockisiert ist, den Turm mit einem schönen, hohen Satteldach, an allen Seiten abgewalmt. Die Kirche wirkt, auch wenn sie durch den Turm höher ist als das Schloss, deutlich in den Hintergrund gedrängt. Eine Machtdemonstration des Schlossbesitzers gegenüber der Kirche?
Am Dach des Schlossbaues fällt auf, dass es drei Satteldächer hat, die zur Mitte hin entwässern. Das linke Dach hat zwei, das mittlere Giebeldach einen Kamin und das rechte Giebeldach, das von den Dreien das niedrigste zu sein scheint, zeigt gar keinen Hinweis auf einen Rauchfang. Allerdings:das Dach besteht jetzt nicht mehr nur aus drei langen Satteldächern mit abgewalmten Seiten, sondern besitzt heute (2017) einen umlaufenden Sattel, der von einem Nord-Süd liegenden Mitteltrakt unterteilt und von einem Ost-West laufenden Quergang durchkreuzt wird.
Dem Schloss vorgelagert werden noch einige, durch eine Mauer verdeckte, (Wirtschafts-)Gebäude angedeutet. Sie lagen alle gegenüber vom Schlossplatz, dabei ua. der Meierhof. Die Mauer im Vordergrund wird von einem mehrseitigen Eckturm flankiert. Der Eckturm zeigt an seiner Sohle ein Steinbloßmauerwerk, Fenster in den Zwischenstockwerken und Schießscharten ebenerdig und unterm Dach. Er ist der einzige Teil dieser Wirtschaftsgebäude, der den großräumigen Abbrucharbeiten 1911 entgehen konnte. An diesen runden Eckturm schließt sich links ein Wirtschaftsbau mit großem, runden Torportal (vll. Zugang zum Stall?) und an diesen eine, womöglich das Schlossareal umschließende, Mauer an. Vor der ganzen Szenerie wird der Bach Dürre Laudach mit einem schmalen Steg und einer kleinen Brücke gezeigt.
Heute beeindruckt Hochhaus besonders durch seinen umlaufenden wehrgangartigen Stichbogenfries (auch Stichkappenfries) im obersten Stockwerk, das von einem Kranzgesims abgeschlossen wird. Gedacht waren diese einst als Wehrlement, da die auf Kragsteinen aufsitzenden, fast einen Meter vorspringenden Rundbögen, nichts anderes als ein Gußerkerkranz sind. Durch diese konnte jede unerwünschte Annäherung mit Guß oder Wurf (Fall) von Gegenständen verhindert oder zumindest beeinträchtigt werden. Obwohl zur Zeit der Erbauung um 1600 diese Elemente bereits nicht mehr wirklich zur Verteidigung, sondern mehr zur Machtdemonstartion gedacht waren, konnten sie bereits kurze Zeit später, während des großen Bauernkrieges 1626, ihre Funktion unter Beweis stellen. Doch der Feind sollte schon vor den Toren der großräumigen Anlage aufgehalten werden. So zeigt der Vischerstich eine Mauer, die sich an die Wirtschaftsgebäude anschließt und sicherlich das gesamte Schlossareal umzog. Die Wirtschaftsgeäude selbst werden an der südlichsten Ecke von einem mehrseitigen Rundturm gesichert, der den Abbrucharbeiten 1911 entging und auch heute noch zu sehen ist. Norbert Grabherr schreibt, das auch die Ringmauer durch Rundtürme verstärkt war [3]. Ob er damit nur den genannten Eckturm meint oder echte Hinweise auf Rundtürme in der Ringmauer hat bleibt abzuklären.
Das einzige Zierelement am massigen, dreigeschossigen Renaissancebau, ist das Rokokotor aus der MItte des 18. Jhdts. Es ist gekrönt durch ein reich verziertes Wappen mit den Jahreszahlen 788 und 1467, zeigt also das Wappen der Fischbäck. Im Inneren führt ein großes Rundbogentor zum einstigen Verlies mit Gewölben, in das vor einigen Jahren die Toilettenanlagen gebaut wurden. Von diesem Verlies gelangt man auch heute noch in einen ca 1,5 m tiefer liegenden Keller, der am hinteren Ende ein Geheimnis birgt. Von hier soll einst ein geheimer Gang vom Schloss weggeführt haben. Tatsächlich lassen sich im hinteren Ende des gewölbten Kellers ein schmales Gewölbe entdecken, das die passende Größe hätte. Leider ist die Stelle vermauert. Es bleibt also abzuwarten, ob die Geschichte einen wahren Kern hat und der Gang irgendwann einmal entdeckt wird.
Südöstlich vom Schloss, auf der gegenüberliegenden Seite des Schlossplatzes, befanden sich die zum Schloss Hochhaus gehörenden, nach der Jahrhundertwende um 1900 bereits baufälligen, Wirtschaftsgebäude sowie der ebenerdige „Dienertrakt“. Diese Gebäudegruppe wurde 1911 fast gänzlich abgetragen, lediglich der am südwestlichen Eck gelegene Turm blieb erhalten. In diesem Eckturm am Schloßplatz 7, auch „Fischerturm“ genannt, ist ein Teil des Heimatmuseum untergebracht.
Schloss Hochhaus – die Besitzer
Zu Beginn des 14. Jhdts. war die Herrschaft Hochhaus im Besitz der Messenbacher, die unweit von Vorchdorf auf Ihrem Stammsitz Schloss Messenbach saßen. Grabherr geht in seinem Burgenführer sogar soweit, das Hochhaus, das zwar einen eigenen Burgfried(en) hatte, rechtlich immer zur Burg Vorchtenberg (dem späteren Schloss Messenbach) gehörte, diesem fast unterstellt war. Hochhaus hat seit seinem Bestande immer mit Vorchtenberg (später Messenbach) die Besitzer gewechselt. Grabherr nimmt daher an, das zur Zeit der ersten Nennung Vorchtenbergs 1180 das Hochhaus bereits bestanden hat. Die erste Nennung im 14. Jhdt. lautete als Gut „Vorichtenwerch“ und als festes Haus „datz Vorchtenbergh„.
Urkundlich greifbar wird Hochhaus 1346 in einer Urkunde über Vorchtenberg, in der auch das dazugehörige Hochhaus erwähnt wird. Besitzer von Hochhaus waren die aus dem Innviertel stammenden Messenpecken, die Vorchtenberg von den Wallseern zu Lehen hatten. Ihnen folgten im 15. Jhdt. die Fischbäck. Bis 1539 waren die Fischbäcks die Herren auf Hochhaus, ein gewisser Lorenz der Fischbäck ist 1447 bezeugt. Die Niederung südöstlich von Vorchdorf, wo immer schon der Almfluss überquert wurde, heißt heute noch „Fischböckau“.
Im Jahre 1530 kaufte Christoph Fernberger die Anlage. Von den Fernbergern gelangte die vereinigte Herrschaft Messenbach/Hochhaus 1618 an den ständischen Einnehmer Gregor Händl [2]. Dessen Erbe Hans Vattersdorfer verkauft Hochhaus an Leopold Kemeter von Triebein (Khemeter von Tribein), der wiederum Messenbach mit der kleinen Herrschaft Hochhaus 1654 dem Landeshauptmann Hanns Ludwig Graf von Kuefstein verkaufte. Dieser erwarb bereits 1651 für 12.500 fl (Gulden) das nahe gelegene Schloss samt Herrschaft Eggenberg südlich von Vorchdorf. Er vererbte die Herrschaft Messenbach/Hochhaus seinen Söhnen, wovon Preißgott Graf von Kuefstein sie wiederum dem Abt Balthasar 1660 für das Stift Schlierbach verkaufte. Um 1780 war Hochhaus Sitz eines Distriktskommisariates und seine Zuständigkeit reichte über die Gemeindegrenzen hinaus. Es war für den Steuer-, Straßen- und Wehrbezirk zuständig.
Ab 1871 war Hochhaus im Besitz der Gemeinde Vorchdorf. 1891 pachteten Franz und Theresia Hörach das Gebäude. 1901 bis Juli 1910 Josef und Anna Hörtenhuber als Pächter, ihnen folgte Franz Eder. Über ein Ansuchen dessen Witwe Anna Eder kam es im Mai 1927 zur Ausschreibung, Karl Dickinger erhielt das Gastgewerbe. Ab 1960 waren Franz und Maria Ziegelböck die Besitzer der Hoftaverne und verpachteten diese an Rudolf und Pauline Hillinger. Herr Schmiedinger hat Hochhaus 1962 gründlich renovieren lassen und im selben Jahr wurde auch der Neptunbrunnen, der seinerzeit von hier in das Stift Schlierbach verbracht wurde, wieder vor dem Schloß aufgestellt. Heute, 2017, führt Familie Staudinger das frisch renovierte Schloss.
Schloss Hochhaus – das Heimatmuseum
Im Schloss Hochhaus ist ua. das Heimatmuseum untergebracht. Es zeigt bemerkenswerte Funde aus der Umgebung von der Jungsteinzeit bis ins 20. Jhdt. In den einzelnen Räumen werden zB. die Ortsgeschichte von Vorchdorf, die Erzeugnisse und Geschichte der (mittlerweile stillgelegten) Kitzmantelfabrik Vorchdorf, Schaustücke der bäuerlichen und bürgerlichen Alltagsgeschichte, sowie der Vorstellung der Holz- und Lederverarbeitung, die in Vorchdorf auf eine lange Tradition zurückblicken kann.
Die Uhrensammlung mit speziellem Blick auf die Familie der Vorchdorfer Uhrmacherfamilie Krumhuber zeigt zahlreiche außergewöhnlich schöne Exemplare der Krumhuber Spindel-Taschenuhren. Die Krumhuber-Taschenuhren der, zur damaligen Zeit sehr bekannten, Familie wurden im 18. und 19. Jhdt. nach ganz Europa verhandelt. Zwischen 1776 bis 1886 wirkten drei Generationen der Familie in Vorchdorf.
Ein weiterer musealer Höhepunkt ist die Pfeiffensammlung. Sie zählt zu den größten in Österreich und fasziniert die Besucher mit über 500 Ton-, Meerschaum, Holz- sowie Porzellanpfeifen. Zusammen mit den verschiedensten Raucherutensilien bilden Sie ein buntes Bild des gesellschaftlichen Rauchvergnügens im 19. Jhdt.
In der ehemaligen Schloßkapelle werden neben Zeugnissen der Volksfrömmigkeit auch mehrere wertvolle originale Kunstwerke ausgestellt. Zudem wird auf die Kunstgeschichte von Vorchdorf eingegangen.
Den Abschluß des Rundganges durch das Heimatmuseum bildet die Techniksammlung. Hier wird der atemberaubend schnelle Fortschritt demonstriert, den die Technik im 20. Jhdt. vollzog. Eingeteilt in drei Bereiche (Radio, Telefon und Computer/Büromaschinen) wird die technische Entwicklung der Geräte anschaulich dargestellt.
Die Attraktion im Heimatmuseum Vorchdorf sind zweifelsohne jene Fundstücke, die bei Grabungsarbeiten am Burgstall (auf dem) Kögerl in der Lederau gemacht wurden. Zwei außergewöhnliche Schmuckscheiben, beide Kupfer gold plattiert, ein Scheidenbeschlag und Unmengen an mittelalterlicher Keramik, die die Datierung der Zerstörung des Burgstalls ermöglichten. Die bei den Grabungsarbeiten entdeckte Brandschicht führte zur Vermutung, das die kleine Burg wohl niederbrannte; ob durch Feindeinwirkung, Blitzschlag oder ein entfachtes Feuer konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Die Funde verweisen ins 12. Jhdt. Die Schmuckscheiben dürften zu einem Pferdegeschirr gehört haben. Es war damals eine Modeerscheinung, derartige Scheiben an den Brustriemen der Pferde zu befestigen. Sie sollten Reiter und Pferd durch ihre unheilabweisende Wirkung schützen. Die Herstellung dürfte vermutlich im Harzvorland erfolgt sein, in der Gegend um Magdeburg und Braunschweig, wo die meisten ähnlichen Exemplare und auch Werkstätten freigelegt wurden. Die Verbreitung wird über Handelswege oder kriegerischer Auseinandersetzungen vermutet. Für die Handelswege spricht die Tatsache, das die etwas mehr als ein Dutzend in Österreich gefundenen Schmuckscheiben entlang der Donau entdeckt wurden. Über die seit Uhrzeiten wichtige West- Ost-Verbindung Donau verbreiteten sich diese Schmuckscheiben bis nach Ungarn.
Schmuckscheibe 1 – Der Greif
Ein zweifüßiger Greif (Harpyie) mit Menschenkopf tritt nach rechts schreitend, reliefartig mit dem Oberkörper gleichsam aus dem Bildrund heraus. Der Menschenkopf ist nicht im strengen Profil gegeben, da auch das halbe linke Auge eingezeichnet ist. Er besitzt eine unten breit abgeschnittene Nase, eine kräftige Mundspalte und ein spitzes Kinn. Der schlanke Schwanz des Greifen biegt sich aufwärts bis in die Höhe hinter dem Nacken. Dort geht er in eine Pflanzenranke über, die sich in zwei Äste gabelt.
Kupfer, goldplattiert, durchbrochen, an Anhängevorrichtung
Schmuckscheibe 1 – Der Vogel
In bogenförmig ausgelapptem Rahmen ein vierfüßiger nach links schreitender Vogel, der rückwärts oben und unten den Innenrand des Rahmens berührt und vor dessen Brust aus dem Maul herab ein „Lebensblatt“ hängt. Der Schweif ist aufgestellt und nach rückwärts geschlagen. Über sein Ende legt sich eine vom Rahmen auf den Tierhinterteil herabhängende Blase.
Kupfer, goldplattiert, durchbrochen, rund
Die beiden Schmuckscheiben wurden in einer Brandschicht 1960 im Burgstall (auf dem) Kögerl in der Lederau am linken Almufer oberhalb von Vorchdorf beim Ausgangstor einer dort ausgegrabenen Holzburg mit quadratischem Wohnturm gefunden.
Sage des letzten Pflegers auf Hochhaus
Schloss Hochhaus war der Sitz des Pflegers und mit Einführung der Distriktskommissariate Amtssitz des Syndikus. Mit den großen Umwälzungen, die das Revolutionsjahr 1848 verursachte, hörte Schloss Hochhaus auf, Amtsgebäude zu sein. Der letzte Pfleger starb nach einer Sage in der Gaststube durch Selbstmord. Der Sieg der Freiheit hatte ihm seine Rechte und seine Gewalt genommen und Verachtung und Spott auf ihn geladen. Trotzdem wurde er auf das feierlichste bestattet. Alles ging „Prangen“ und kostbare Leinwand trug man Spalier. Als der Leichenzug in die Nähe des Friedhofes kam, lief der Überlieferung nach ein Hase dem Zuge voran und durch das abgesperrte Gitter in den Friedhof. Um unerwünschte Heiterkeit unter den seltsamen Trauergästen zu vermeiden, beauftragten Pfarrer und Lehrer einige Schüler, den Hasen aus dem Gottesacker zu jagen. Sie mühten sich vergeblich, das Tier fand nicht heraus und sprang in das offene Grab. Da wollte man den Hasen aus der Grube holen. Doch kein Hase war im Grabe, obwohl alle Teilnehmer gesehen hatten, daß das Tier hineingesprungen war. Nun erkannte man, daß es mit dem Hasen seine Bewandtnis habe und daß das Tier die Seele des Pflegers, die nicht Ruhe finden könne, sei.
Entnommen aus dem Vorchdorfer Heimatbuch von Schwarzelmüller.
Heimatmuseum Vorchdorf:
Schloßplatz 1
4655 Vorchdorf
Öffnungszeiten: Mai-Oktober, Sonntag 9:30 – 11:30 Uhr und nach Vereinbarung
Im Jahre 2017 wird überlegt, das Heimatmuseum in das Kultur- und Veranstaltungszentrum Kitzmantelfabrik zu verlegen. Kontaktieren Sie vor einem Besuch daher besser die Leitung des Heimatmuseums.
Kontakt Heimatmuseum:
OSR Alfred Hollinetz
Telefon: +43 (0) 7614 8245
Mobil: +43 (0) 680 20 27 197
Email: alfred.hollinetz@aon.at
Homepage: www.heimatverein-vorchdorf.at
Kontakt Gemeindeamt Vorchdorf:
Schloßplatz 7a
4655 Vorchdorf
Telefon Gemeinde: +43 (0) 7614 6555 72, Herr Oberhumer
Home: www.vorchdorf.ooe.gv.at
Email: Gemeinde@vorchdorf.ooe.gv
Quellen:
1) Oskar Hille; Burgen und Schlösser von Oberösterreich; Verlag Ennsthaler; 1992; S.77
2) Burgen und Schlösser in Oberösterreich; Herbert Erich Baumert & Georg Grüll; Birken-Verlag; 1983; S. 67
3) Burgen und Schlösser in Oberösterreich; Norbert Grabherr; OÖ Landesverlag; 1970; S. 343
Online Quellen:
1) Johann Sturm – Zur Bau- und Kulturgeschichte von Schloss „Hochhaus“ in Vorchdorf
2) Gemeinde-Homepage
3) Wikipedia-Eintrag Schloss Hochhaus
4) Eduard Benninger – Forschungen zur Burgenarchäologie: Kögerl und Steinbach
5) Heimatverein-Vorchdorf
6) Wikipedia-Eintrag Burgstall Kögerl