Urkunde Nr. 86. Waldhausen, Landesarchiv Linz
DIE WALLFAHRTSKIRCHE Teil 2
30.September 1335: Janns der Richter zu Münzbach
verkauft dem Pfarrer Konrad von St. Thomas eine "...Hofstatt,
Lehen von Chapell, di zenachst sand Thomans chirichen...".
Schon am 10. Mai 1347 stiftete Herzog Albrecht eine ewige
Frühmesse zum Gotteshaus in St. Thomas, deren Stiftungsbrief
im Originaltext erhalten ist. Am 24. März 1359 bestätigt
der Bischof von Passau den Vergleich zwischen dem Kloster Waldhausen
für die Pfarrkirche St. Thomas und Burkhart den Chneuzer
wegen des ständigen Kaplans in der Schlosskapelle von Saxenegg.
Das Altarrecht wurde dann 1473 auf die Kirche in Kefermarkt übertragen.
Die Kirche von St. Thomas ist die meiste Zeit als Filiale von Münzbach
genannt bzw. bildete mit Münzbach eine Doppelpfarre, wobei
Münzbach im Allgemeinen die Priorität innehatte. (Münzbach
war schon 1122 an Passau und 1147 an Waldhausen gekommen.) 1355
allerdings ist neben einem Pfarrer von Münzbach auch einer
von St. Thomas angeführt. Einmal hat der gemeinsame Pfarrer
sogar in St. Thomas residiert.
Spätestens mit der Exkorporation Münzbachs (Münzbach
gelangte am 18. Juni 1530 an die Prager zu Windhaag, St.
Thomas blieb bei Waldhausen) wurde St. Thomas endgültig eine
völlig unabhängige Pfarre. Letztere Erwähnung bezieht
sich schon auf die große Wallfahrtskirche. Die alte Kirche
im Bereich des heutigen Mittelschiffes wurde sehr wahrscheinlich
gegen 1400 mit Einbezug eines älteren Gebäudes bzw. Gebäudeteils
im Westen um zwei großteils auf mächtigen Substruktionen
errichtete Langhäuser und drei Chöre erweitert, die -
den so genannten Kreuzgang überbrückend - in die Oberen
Burgstall-Felsen vorgetrieben wurden. Das südliche Langhaus
lastet auf einem teilweise zweigeschossigen, in Kammern gegliederten
Unterbau. Bei dem erwähnten, ganz oder teilweise im Westen
in die große Wallfahrtskirche einbezogenen Bauwerk handelt
es sich vermutlich um einen Verwaltungssitz, einen Pfarrhof oder
beides in einem. Dieses Gebäude bzw. dieser Gebäudeteil
muss noch vor der Errichtung des gotischen Kreuzrippengewölbes
um 1500 im nördlichen Langhaus in die Kirche einbezogen worden
sein, am ehesten gleich beim Ausbau der großen Kirche mit
den heutigen Ausmaßen (Presbyterium 15 x 6 m, Schiff 20 x
18 m).
Es war auch zu erwägen, dass die Chöre erst nach starker
Beschädigung der alten Kirche durch die Hussiten errichtet
wurden, als unter Propst Martin (1443 - 1475) auch das Kloster
Waldhausen "...herrlich wieder aufgebaut..."
wurde.
Den ersten Eindruck aber, der die Chöre dem so genannten "Weichen
Stil" um 1400 zuordnet, bekräftigen die einheitliche,
ursprüngliche und teilweise gut datierbare Bauplastik wie die
hier vorgefundenen jüngsten Steinmetzzeichen-Typen.
Mit der Errichtung der großen Kirche (um 1400) sollte gleichzeitig
der so genannte alte Pfarrhof entstanden sein. Wie beim Pfarrhofneubau
festgestellt wurde, dürfte dieser mit der Kirche - trotz getrennter
Baukörper - im Süden unter der Terrasse eine gemeinsame,
im letzten Abschnitt leicht eingebogene Grundmauer gehabt haben,
was auch am hinteren Teil der südlichen Kirchenmauer ersichtlich
ist.
Überdies bestand ein unterirdischer Verbindungsgang, und es
ist eine auffällige, heute noch auf alten Fotos ersichtliche
Ähnlichkeit der Bauweise der -hinteren Kirchen- und Pfarrhofsubstruktion
festzustellen.
Der Pfarrhof wurde 1968 abgerissen und 1969/70 durch einen neuen
ersetzt. 1977 - 1985 erfolgte eine gründliche Innen- und Außenrestaurierung
der Pfarrkirche (das Kircheninnere war 1897 zum letzten Mal renoviert
worden). Malarbeiten erfolgten aussen nord- und westseitig dann
wieder 1999.
Seit der Aufhebung des Klosters Waldhausen 1792 ist St. Thomas
Religionsfonds-Pfarre.
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