Schloss Waldenfels
Die erste urkundliche Nennung von Waldenfels erfolgte erst relativ spät im Jahre 1380. Das bereits vor dieser Nennung eine (kleine) Burg auf dem Felsen über dem Kesselbachtal stand, ist anzunehmen. Norbert Grabherr verweist in seinem Werk „Historisch-topographisches Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs“ in P/16-1 auf Seite 151, das bereits vor 1380 ein Purchart der Waltpurger und die vest zu Waldenfels (Quelle: oöUB X/720) genannt werden. Etwas genauer berichtet die offizielle Homepage von Reichenthal von zwei (unbestätigten) Quellen: die erste nennt die Brüder Dietrich Benesch und Bohunko von Harrach und Ruben, die zwischen 1330 und 1350 die Burg errichteten. Die andere Quelle nennt die Brüder Eberhard IV. und Heinrich von Wallsee, die die Burg um 1290 erbaut haben sollen. In dieser Zeit nämlich, war dieses Gebiet um 2.000 Pfd. Pf. an die beiden Brüder von Wallsee verpfändet, berichtet die sogenannte „Birken-Reihe“ von Herbert Erich Baumert und Georg Grüll.
Die erste Burg wurde also wahrscheinlich am äußersten Felsen nahe dem kleinen See erbaut, da, wo heute der schmale weiße Turm an der Südwestecke der Anlage ober dem Kesselbachtal thront. Diese erste Anlage dürfte auch nicht sehr groß gewesen sein da dieses Felsenplateau nicht besonders viel Platz hergab.
Urkundlich fassbar wird Waldenfels dann 1380, als im Lehenbuch von Herzog Albrecht III. ein Ortwein der Waltpurger mit der vest Waldenfels und waz darzu gehört und Anna, Ottenswittib und als Lehen die halbe veste ze Waldenfels, die ir morgengab ist von irem vordern wirt Purkchart dem Waltpurger (siehe Norbert Grabherr). Schließlich wird noch 1386 ein Kristan von Zinczendorffer, der Waldenfels halbes Lehen von seinem vettern (Gregori) kaufft hat genannt.
Danach gelangt Waldenfels in den Lehenbesitz von Peter Hager und seiner Hausfrau, Agnes, die nach dem Tod ihres ersten Gatten (Peter Hager) in zweiter Ehe dem Hans Geiselberger die Feste Waldenfels als Heiratsgut zubrachte. Doch bereits am 16. August 1390 verkauften die beiden die Burg Waldenfels samt allen dazugehörigen Burgrechten, Untertanen, Zehenten, Vogteien, Gerichten, Gütern, Zinsen, Bergrechten, Hölzern (Anm. Wälder/Waldstücke) und Fischweiden um 1.000 Pfd. Wiener Pfenninge dem Herzog Albrecht III. Dieser verpfändete Waldenfels zunächst an die Starhemberger (1404 Hans Starhemberger), denen noch im 15. Jahrhundert die Plankensteiner (1461 Hans von Plankenstein) und danach die Polheimer (Reinprecht von Polheim) folgten. Als Pfleger sind (im Burgen und Schlösser-Buch von Oskar Hille, S. 202) im Jahre 1415 Toman Geizesstetter und 1421 Otto Brodmacher genannt.
Aber dann zogen unruhige Zeiten auf. Ihre Rolle als Grenzfeste gegen Böhmen führte im Jahre 1471, als der böhmische Adel im oberen Mühlviertel einfiel, zur Belagerung durch Leo von Rozmital(Rosental)- Strpensky und dem flüchtigen Freistädter Patrizier Zinnespan (Zinispan). Nur drei Jahre später, 1474, wurde die Burg von den Hussiten zerstört.
Das älteste erhaltene Urbar von Waldenfels stammt aus der Zeit um 1500. Darin sind ua. 112 Untertanen und 11 Lüsse in vier Ämtern (Eizinger-, Waldburg-, Stelzer- und Memleins-Amt) angeführt.
Wie generell üblich wurden auch auf Waldenfels Pfleger eingesetzt. So wird im Jahre 1537 Sebastian Meissauer als ein solcher genannt. 1549 war Wolfgang Grünthaler Pfandinhaber der Herrschaft und Feste und ihm folgte um 1551 Weikhart von Polheim. Der kaiserliche Pfleger der Herrschaft Freistadt, Joachim Stangl, wird von 1566 an als Pfandinhaber genannt. Unter seiner Pflegschaft und mittlerweile gut 100 Jahre nach dem Überfall durch Hussiten, wird die Anlage 1583 zu einem stattlichen Wohnschloß ausgebaut. Nur ein Jahr später kauft er Schloß und Herrschaft am 17. April 1584 von Kaiser Rudolf II. um 15.500 fl. (Gulden) und führte es fortan als freies Eigen.
Die Zeit der Türkengefahr nahte und Waldenfels war, wie viele andere (meist größere) Burgen im Mühlviertel auch, 1594 als Zufluchtsort für die Schutz suchende Bevölkerung bestimmt. Als um 1600 Joachim Stangl verstarb, erbte sein Sohn Jakob, vermählt mit Maria Salome von Hoheneck, dessen Besitz. Am 15. Mai 1636 verkaufte Ehrenreich Stangl (vmtl. ein Nachkomme) die Herrschaften an den vormaligen Pfleger von Kremsmünster, dann kaiserlichen Mautner und späteren Vizedom in Linz, Konstantin Grundemann von Falkenberg. Der Ehe mit Cäcilia von Altnau entstammt dessen legitimer Nachfolger, Georg Konstantin, der 1662 den Besitz übernahm und aus den Herrschaften Waldenfels und Egereck (in Linz) ein Fidekommiß machte. Da er kinderlos starb, beerbte ihn sein Bruder Adam Anton. Dessen letzterer Sohn Ernst Konstantin wurde mit Diplom vom 13. August 1696 in den Freiherrenstand, sein Enkel Johann Adam samt allen Nachkommen mit Diplom vom 7. Dezember 1716 von Kaiser Karl VI. in den Grafenstand, erhoben. In diese Zeit datiert auch der schöne Barockbrunnen im Innenhof, der das Wappen der Grundemann (mit 3 Kreuzen belegter Schräglinksbalken) trägt. Das Fidekommiß zählte 1750 in den Ämtern Reichenthal, Schwand, Waldburg, Führeramt, Hirschbach, Königsschlag und Egereck bereits 356 Untertanen.
Die nächste Bewährungsprobe hatte Waldenfles dann nach dem II. Weltkrieg zu bestehen, als im Schloss sowjetische Soldaten einquartiert wurden, die mit dem Schloss als auch den Sachen die sich darin befanden, nicht gerade zimperlich umgingen. Die im Schloss angerichteten Schäden konnten vom damaligen Besitzer, Graf Ernst Maximilian Grundemann-Falkenberg nach dem Ende der Besatzungszeit behoben werden, sodaß sich die Anlage wieder in einem guten Zustand befand. Da allerdings auch das Herrschaftsarchiv von Waldenfels in Mitleidenschaft gezogen wurde, übergab es 1946 Graf Ernst Grundemann-Falkenberg dem Oberösterreichischen Landesarchiv, sodaß der Bestand gesichert werden konnte.
Waldenfels obliegt aktuell (Stand Juni 2015) Dominik Grundemann-Falkenberg und dient heute als Familiensitz und zunehmend auch als Veranstaltungsort. Das wunderbare Ambiente von Schloss Waldenfels bietet bei Konzerten, Hochzeiten, Taufen oder Firmenfeiern einen besonders würdigen Rahmen.
Der Mühlenwanderweg
Noch ein Absatz zu den vielen Mühlen, die rundherum angesiedelt sind und heute im Mühlenwanderweg thematisch erschlossen sind. Hofmühle auf Burgenkunde.
Schloss Waldenfels präsentiert sich heute als ausgedehnte unregelmäßige Anlage die im wesentlichen auf die Um- und Ausbauten der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, teils 17. Jahrhundert, zurückgeht. Obwohl großteils auf der felsigen Kuppe am Abhang zum Kesselbachtal situiert, wird Waldenfels südlich und östlich vom angrenzenden Gelände überragt und war deshalb besonders an diesen Stellen nahezu ungeschützt. Der Zugang erfolgt durch ein schönes Tor aus ornamentierten Granitquadern samt Mannstür an der neunachsigen Hauptfront. Der Innenhof begeistert mit seinen verglasten Arkaden im ersten Stock, die durch einen Treppenaufgang in der Torhalle erreicht werden. Begrenzt wird der Innenhof durch eine tw. zinnengekrönte Mauer. Über allem thront ein mächtiger Turm, der durch seinen barocken Zwiebelhelm weit jünger wirkt, als er im Kern (vll. mittelalterlich?) sein könnte. Der weiträumige Garten, dessen Mauern in Arkaden aufgelöst sind, wird Turnierhof genannt. Aus der Neuzeit stammt die künstliche Grotte mit einer weiblichen Brunnenfigur samt kleinem Armor auf zwei Delphinen stehend.
Schloss Waldenfels ist bewohnt und öffentlich nicht zugänglich, jedoch im Rahmen einer Führung (ab 10 Personen) bzw. bei Veranstaltungen kann auch das Innere besichtigt werden.
Kontakt:
Grundemann-Falkenbergsche Gutsverwaltung Schloß Waldenfels
Hayrl 16, 4193 Reichenthal
Mobil: +43 (0) 676 55 88 253
Fax: +43 (0) 7214 4153
Email: dg@waldenfels.at
Home Schloß: www.waldenfels.at
Home Bogensport Waldenfels: www.waldenfels.info
Seltene Bilder aus dem Innenbereich von Schloss Waldenfels
Quellenangabe (wird verlinkt mit einer Übersichtsseite aller Bücher, Ebooks und verwendeten Websites). Benedikt Pillwein und Benedikt Pillwein, Der Mühlkreis
- Burgen und Schlösser in Oberösterreich, Mühlviertel und Linz; Herbert Erich Baumert und Georg Grüll, 1988; S. 81.
- Norbert Grabherr.
- Clam Martinic
- Von Burg zu Burg in Österreich, Gerhard Stenzel, 1973
- Von Schloss zu Schloss in Österreich, Gerhard Stenzel, 1973