Burg Girsberg im Elsass (Frankreich)

Burg Girsberg im Elsass

Burg Girsberg im Elsass liegt malerisch schön in den Weinbergen oberhalb vom mittelalterlichen Städtchen Ribeauville. Unterhalb der Burg, am Foto rechts des Palas, wo der aus dem Berghang aufsteigende Felszahn treppenartig abfällt, waren im Jahre 1859 noch verfallene Mauerreste erkennbar.

Burg Girsberg – die Baugeschichte

Das Elsass in Frankreich ist weithin bekannt für die besonders hohe Dichte an klassischen Burganlagen. In dieser Region sind teilweise drei Burgen auf engstem Raum anzutreffen. Darüber berichtet auch ein altes Sprichwort: Drey Schlösser auf einem Berg, Drey Kirchen auf einem Kirchhoff, Drei Städte in einem Thal, Drey Offen in einem Sahl, Ist das ganze Elsass überal. [1] Oberhalb des mittelalterlichen Städtchens Ribeauville liegen die drei Burgen Hohrappoltstein, Sankt Ulrich und Girsberg. Girsberg ist die kleinere der drei in Sichtverbindung liegenden Burganlagen (mit Hoh-Rappoltstein und Sankt Ulrich = Ulrichsburg). Erbaut wurde Girsberg auf einem fast 20 Meter senkrecht aufragenden Felszahn in 528 Meter Höhe aus durchwegs rotem Sandstein. Der aus dem Berghang aufsteigende Felszahn bot auf dem Plateau Platz für eine kleinräumige Burg mit 20 Meter länge und fällt nach Süden treppenartig ab.

Heute besteht die Burg nur mehr aus den Resten der einstigen Kernburg und der tiefer liegenden kleinen Vorburg. Diese wurde durch ein leider fast gänzlich demoliertes spätgotisches Burgtor in der 1 Meter starken Ringmauer betreten. Die angriffsseitige Ringmauer ist gut erhalten und zeigt noch fast lückenlosen Verputz. Das spätgotische Burgtor wurde mit einer Zugbrücke mit dem gegenüberliegenden Hang verbunden. Bis vor kurzem soll hier am Hang sogar noch das Brückenauflager für diese Zugbrücke zu sehen gewesen sein. Neben dem Gewänderest des stichbogigen Tores liegt eine querrechteckige Scharte. Alle dies spricht für eine Entstehung im 15. Jhdt.

Der heute noch bestehende Weg durch die Vorburg könnte der ursprüngliche Zugang auch zur höher gelegenen und älteren Kernburg gewesen sein. Angreifer mussten ihre ungeschützte rechte Seite (das Schild wurde links gehalten, das Schwert rechts) dem Bergfried und der Kernburg über ihnen zuwenden. So waren Angreifer dem Beschuss durch die Mannschaft der Burg ausgesetzt.

 

Die Kernburg

Der fünfeckige Bergfried mit Bossenquader aus Gneis deckte den direkt südlich anschließenden Palas großteils gegen Beschuss vom nördlich der Burg ansteigenden Berghang ab. Ganz besonders Auffällig sind die vielen großen Bossenquader im unteren Teil des 5,30 Meter breiten Bergfrieds. Sie wurden direkt aus dem Gneis des Burgfelsen gewonnen. Oberhalb des raumlosen Erdgeschoß des Turmes liegt nur das Einstiegsgeschoß als unbelichtete, finstere Kammer mit Rechteckpforte. Der ursprüngliche Hocheinstieg liegt in 5 Meter Höhe und wird von einer spätmittelalterlichen Wehrplatte abgeschlossen. Die Erbauer fühlten sich auf dem senkrecht aufragenden Felszahn so sicher, dass sie gänzlich auf die Anlegung eines Halsgrabens verzichteten.

Südlich des Bergfrieds schließt sich direkt der Palas an. Die Verstärkung an der Ostwand durch einen halbrunden Turm könnte mit der Zugangssituation zusammenhängen. Denn noch heute verläuft direkt unterhalb des Bergfrieds ein teilweise in den Fels gehauener Aufgang zur Hauptburg, der vll. schon vor der Errichtung der Vorburg bestand und zur Kernburg führte.

Der Palas selbst war, wie bei fast allen Burgen (nicht nur im Elsass), das am repräsentativsten ausgeführte Bauwerk der Burg. Besonders die südliche Giebelwand hat sich gut erhalten. Im untersten Teil der Westmauer, direkt über dem 20 Meter hohen senkrecht abfallenden Gneisfelsen, ist noch die Rundbogenpforte eines Aborterkers und eine rundbogige Nische zu sehen. Im 15. Jhdt. wurde die Burg nach Süden erheblich vergrößert. Von diesem Anbeu hat sich die Westmauer am besten erhalten. Dabei wurde ein sehr hoher Bauteil auf eine wesentlich niedrigere Felsstufe gestellt. Die Absätze und Kragsteine der Westwand lassen darauf schließen, dass dieser später Wohnbau wohl 5 Stockwerke hatte. Die doppelten Kragsteine der Westwand, die noch hezte gut zu sehen sind, befanden sich bereits im dritten Stock dieses gebäudes.

 

Burg Girsberg im Elsass

Die markanten Reste des fünfeckigen Bergfrieds mit Buckel- und Bossenquader aus Gneis.

Die Erbauer von Girsberg genannt „der Stein“

Die Herren von Rappoltstein (franz. Ribeaupierre) erbauten die erste Burganlage vmtl. in der ersten Hälfte des 13. Jhdts. Darauf deuten einige verbliebene architektonische Merkmale. Sie waren es auch, die nach der Zerstörung durch einen Blitzschlag am 10. Juni 1288 die Burg wieder errichteten, nachdem ein Großteil abgebrannt ist. Damit fand die erste urkundliche Nennung statt, wobei die Burg damals noch als „(fulgur exussit tectum) castri quod dicitur der Stein in Rapolstein“ genannt wurde.

1298 kam Girsberg durch Erbteilung an Anselm II. Rappoltstein. In den Urkunden wurden die beiden Burgen „Rapolzsten und der Sten“ (also St. Ulrich und Girsberg) genannt. Anselm tauschte sie bereits 1304 ua. gegen den Stammsitz der Herren von Girsberg nahe Soultzbach-les-Bains im Münstertal. Die Girsberger hatten zu dieser Zeit schwere innere Streitigkeiten und stießen nebenbei zudem auf die Grenzen ihrer angestrebten Expansionspolitik.

Die Girsberger übernehmen die Burg

Als Lehensherren behielten die Rappoltsteiner jedoch weiterhin das Vorkaufs- als auch das Öffnungsrecht für „den Stein“, wie die Burg immer noch hieß. Dies wird im 14. Jhdt. mehrfach deutlich. Erst nach der Übertragung an die Herren von Girsberg übertrugen diese in Folge der Burg ihren Namen. Wobei sich die Schreibweise im Laufe der Jahre immer wieder änderte. 1316 scheint sie zuletzt als „der Stein“ auf. Nach 1350 hat sich aber bereits die Umbenennung vollzogen, denn 1379 wird sie erstmals als „Gyrsberg“ erwähnt, dass auch in den Schreibweisen „Guirsberg“, „Girsperg“ und „Giersberg“ erscheint. 1458 wird die Burg als „Klein Rappoltstein“ bezeichnet. Weitere Nennungen lauten auf „Burg Stein“ oder „Burg Geyersberg“. [2]

 

Girsberg wird belagert

Obwohl fast uneinnehmbar auf dem senkrecht aufragenden Gneisfelsen erbaut, wurde die Burg am 11. Juni 1422 bei einer Fehde durch Maxim I. Smassmann von Rappoltstein und Hans von Lupfen belagert. Tatsächlich konnten die beiden mit Ihren Mitstreitern die Burg einnehmen, was vielleicht am fehlenden Halsgraben liegen mochte. Tragischerweise wurde dabei der Burgherr Wilhelm von Girsberg getötet. Darüber berichten die Urkunden „Gyrsperg die vesti; sie wart verbrant und Wilhelm von Gyrsperg daruff erschossen“. Obwohl in der Fachwelt noch nicht eindeutig feststeht, ob es sich bei dieser urkundlichen Nennung um Girsberg bei Ribeauville oder dem Stammsitz Girsberg im Münstertal handelt, spricht doch ua. der umfassende Neubau im 15. Jhdt. für Girsberg bei Ribeauville. Dabei wurde die Kernburg vergrößert, der Bergfried erhöht und ein Wohnbau errichtet. Dieser Neubau könnte durch Schäden durch die Belagerung nötig geworden sein.

Im 15. Jhdt. tritt die Burg urkundlich kaum noch in das Licht der Geschichte. Erst 1513 scheint wieder ein Burgvogt auf. Bereits zu Ende des 17. Jhdts. wurde die Anlage nach dem Aussterben des Geschlechtes Rappoltstein verlassen und dem Verfall preisgegeben. Die verbliebene Bausubstanz wurde in den 1990er Jahren restauriert.

 

Burg Girsberg im Elsass

Die Burg Girsberg liegt tatsächlich in Reichweite einer Armbrust. Ob die Sage auf einer wahren Begebenheit beruht?

 

Die Sage zu Burg Girsberg

Auch über Burg Girsberg gibt es eine Sage zu berichten. So sollen einst zwei Brüder die Burg Girsberg und die Nachbarburg Sankt Ulrich bewohnt haben. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen zur Jagd. Derjenige, der zuerst wach werden sollte, sollte den Bruder durch einen Bolzenschuss an dessen Fensterladen aufwecken. Am nächsten Morgen wähnte sich der Besitzer der Ulrichsburg als derjenige, der als erster erwacht war. Er machte sich sogleich auf zum Fenster, um seinen Bruder mit einem Bolzenschuss auf den Fensterladen zu wecken; so wie vereinbart. Doch genau in dem Moment, als er seinen eigenen Fensterladen öffnete, um freie Schussbahn zu haben, schoss der Bolzen seines Bruders heran, der noch früher wach war, und durchbohrte ihm das Herz.

 

 

Kontakt Touristeninfo Ribeauville-Riquewihr:
Office de tourisme du Pays de Ribeauville-Riquewihr
M. Claude Arnoux
10 Grand´rue
B.P. 90067
68150 Ribeauville
Telefon: +33 (0) 3 89 73 23 23
Home: www.ribeauville-riquewihr.com
Email: Emailanfrage

 

Quellen:
1) Die Burgen des Elsass; Band II: Der spätromanische Burgenbau im Elsass 1200-1250; Thomas Biller &  Bernhard Metz; Deutscher Kunstverlag; 2007; S. 225-228

 

Fussnoten:

 

Online Quellen:

1) Ribeauville und Girsberg auf Wikipedia
2) Das Elsass auf Wikipedia

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