Wer kann sich schon den einstigen Glanz und Gloria vorstellen, wenn er vor den Trümmern und Resten vom Schloss Reichenfels steht? Nur wenige. Und langsam aber sicher nimmt der Hochwald Besitz vom einst bebauten Areal. Wo vor Jahrhunderten reges Treiben herrschte, ein Kommen und Gehen von Bediensteten, Untertanen, Arbeitern, Landvolk, herrscht jetzt das Gesetz der Natur und die Einsamkeit des Waldes hat Besitz genommen von der Schlossruine Reichenfels.
Einsam und friedlich liegt die Ruine von Schloss Reichenfels im Wald oberhalb des gleichnamigen Ortes. Der sprechende Name „Reichenfels“ weist auf die bedeutenden Silbervorkommen hin, die hier einst zu Tage gefördert wurden. Genau diese Silbervorkommen sollte die Burg Reichenfels beschützen. Doch nicht nur das, sie war über Jahrhunderte hinweg ein wichtiges Bollwerk der politischen und wirtschaftlichen Macht des Bistum Bamberg in Kärtnen.
Ins Licht der Zeit tritt Reichenfels im Jahre 1227. Der Kärntner Herzog Bernhard von Spanheim ließ die Burg besetzen, um sich der Silbergruben zu bemächtigen. Natürlich intervenierten das Bamberger Bistum und schaltete Papst Gregor IX und Kaiser Friedrich II ein. Gegen eine Entschädigung von 1000 Mark Silber verbürgte sich der Kärntner Herzog vertraglich dazu, auf die Silbergruben und das „Castrum Richenvelse“ zu verzichten. Das Bistum Bamberg setzte wieder den bisherigen Lehensmann, Wichard von Karlsberg, als Verwalter ein. In den folgenden Jahrhunderten wurden fast ausschließlich Pfleger bzw. sog. Kastner zur Verwaltung der Burg Reichenfels eingesetzt.
1288 wird ein Burggraf Eberhardus und 1358 Wulfing von Ehrenfels genannt. Die Bamberger Bischöfe verkauften 1759 ua. die Herrschaft Reichenfels an Kaiserin Maria Theresia um eine Million Gulden, die später vom Religionsfonds verwaltet wurde. Kaiser Franz II verpfändete sie 1810 für 10 Millionen Gulden an verschiedene Wiener Bankhäuser. 1826 kamen die Gebrüder Rosthorn in den Besitz der Anlage, die sie mitsamt den Herrschaften St. Leonhard und Wolfsberg kauften. Die Rosthorn verkauften wiederum 1846 an Hugo Graf Henckel von Donnersmarck. Die Firma HESPA (Holzeinkaufsstelle Schweizerischer Papierfabriken in Luzern) kaufte die Anlage 1933 von Olga Herzogin von Leuchtenberg, die sie seit 1929 besaß. 1998 ging das Areal mit samt den dazugehörigen Waldflächen an die Firma Brandner über.
Beschreibung der Schlossruine Reichenfels
Von der einstigen Schlossanlage und der Vorgängerburg sind überraschend wenige Mauerreste übrig geblieben. Die Anlage liegt nur 20 Gehminuten vom Ortszentrum Reichenfels entfernt an einem Berghang auf 900 m Höhe. Um den Zugang zur Burg bergseitig und sichern zu können, wurde dem Areal ein breiter Halsgraben vorgelegt. Das Burggelände musste durch eine hohe Schildmauer gegenüber Angreifern vom ansteigenden Berghang geschützt werden. Die Lage der Anlage ist eng mit den reichen Silbervorkommen verbunden, die sie zu schützen hatte. Daher auch der Name Reichenfels. Das Wappen des Marktes Reichenfels gibt Zeugnis vom einst blühenden Silberbergbau dieser Gegend. Es zeigt drei silberne Felszacken in blauem Feld mit gekreuzten Hämmern.
Von der älteren Burganlage sind nur noch wenige Mauerreste erhalten. Besonders die Reste der Schildmauer des Bergfrieds ragen aber noch heute hoch in den Himmel empor, als ob sie sich gegen den Niedergang erwehren möchten. Der Bergfried hatte mit seiner starken Schildmauer das Burggelände hinter sich zu schützen. Besonders Angreifern von der gegenüberliegenden Seite des Halsgraben konnten den ansteigenden Berghang für sich nutzen. Vom mittelalterlichen Bering und einem etwas älteren Wohnbau haben sich noch Reste erhalten. Die Erweiterungen im 15. und 16. Jhdt. zum stattlichen Schloss sind ebenfalls noch ansatzweise erkennbar.
Johann Weichard Valvasor zeigt die heutige Schlossruine Reichenfels im Jahr 1688 in einem Stich noch als gut erhaltenes Schloss. Ein wuchtiger, dreigeschossiger Bau unter hohem Walmdach, ausgestattet mit Erkern und Ecktürmchen. Zu Beginn des 18. Jhdts. wurde der Verwaltungssitz nach St. Leonhard verlegt und das Schloss dürfte verlassen worden und in Verfall geraten sein. Vom Schloss hat sich nur das Erdgeschoß tw. erhalten.
Die Sage von Mathias Bienlein, der dem Teufel seine Seele vermachte.
Gegen Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jhdts. war Mathias Bienlein Burgherr auf Reichenfels. Er wurde vom Bistum Bamberg als Verweser (= Verwalter) der Burg Reichenfels eingesetzt und kam zu Wohlstand. Eine tradierte Sage rankt sich um den bambergischen Pleger. Die Kunst des Goldmachens und andere geheime Machenschaften wurden ihm nachgesagt.
Die Sage berichtet von Bienlein, dass er gegen Ende seines Lebens von einer immer unersättlicheren Gier nach Gold getrieben wurde. Wer sonst als der Höllenfürst persönlich könnte seinen Hunger nach dem Edelmetall stillen? So schloß er mit dem Teufel einen Pakt: Der Pelzebub soll seine Seele bekommen, wenn er es ermöglichte, das alles, was Bienlein berührte, zu Gold werden würde. So solle es geschehen.
Bedenke gut, was Du Dir wünscht. Es könnte in Erfüllung gehen.
Was Bienlein bei diesem Wunsch nicht bedachte. Alles, wirklich alles, was er berührte, wurde zu Gold. Denn der Teufel erfüllte seinen Teil des Paktes so genau, dass selbst Speisen zu Gold wurden, die Bienlein berührte. So dauerte es nicht lange, der arme Mann verhungerte und der Teufel holte sich seine Seele. Er nahm sie mit sich hinab in die Tiefe und warf sie ins Höllenfeuer.
Freilich ist dies eine Sage. Doch in vielen Sagen steckt ein wahrer Kern. Vielleicht ist das Körnchen Wahrheit in dieser Sage, dass Bienlein als einigermaßen wohlhabender Mann starb. In einer Zeit, in der viele Menschen aus Armut verhungerten, könnte sich so eine Legende um einen wohlhabenden Mann durchaus entwickelt haben. Auf Bienleins Grabstein finden sich keine Hinweise auf den Pakt mit dem Höllenfürsten. Vielmehr erzählt die Inschrift der Grabtafel vom treuen bambergischen Verwalter, der am 20. Juni 1604 „selligtlich entschlaffen“ ist und dem Gott am Jüngsten Tag die Auferstehung und das ewige Leben verleihen wolle.
Quellen und Verlinkungen zur Schlossruine Reichenfels:
- Burgen & Schlösser in Österreich; Georg Clam-Martinic; 1991 by Landesverlag im Veritas Verlag, Linz; S. 79
- Von Burg zu Burg in Österreich; Gerhard Stenzel; 1973; S. 216
- Kärntner Burgenkunde; Kohla/Metznitz/Moro; 1973
- Burgen und Schlösser um Wolfsberg, Friesach, St. Veit; Hermann Wiessner; 1963
- Burgen und Schlösser in Kärnten; Hugo Henckel-Donnersmarck; 1964
Dehio-Kärnten; 2001
1) Homepage der Stadtgemeinde Reichenfels
2) Eintrag auf Wehrbauten.at
3) Eintrag auf LovnTol.at (mit vielen weiteren Burgen der Umgebung)
4) Eintrag Schlossruine Reichenfels auf wikipedia
5) Eintrag Reichenfels auf wikipedia
6) Verortung auf Google Maps
7) Grabtafel des Mathias Bienlein in Reichenfels auf ParacelsusRegion.at
8) Pfarrkirche Reichenfels auf wikipedia
9) Sagen und Legenden aus Reichenfels
Lage: Kärnten, Oberes Lavanttal, Bezirk Wolfsberg
Anschrift: 9463 Reichenfels
Parken: An der Straße von Reichenfels nach Sommerau eine Parkmöglichkeit suchen und von dort über die Brücke des Schirnitzbach zur Ruine Reichenfels. Gehzeit ca. 15 Minuten.
Öffnungszeiten: jederzeit frei zugänglich
Für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer erreichbar: Nein