Castrum Olber (Castrum Ulm)
Vorstellung und Einführung in das Thema
Bei Castrum Olber handelt es sich um eine Festungsanlage im österreichischen Bundesland Burgenland, nördlich der Stadt und Burg Güssing, auf dem Gemeindegebiet von Olbendorf. Aktuelle Forschungsergebnisse erlauben die Annahme, daß der vorhandene Burgstallanger als Teil eines mittelalterlichen städtebaulichen Konzept der „Frühen Habsburger“ anzusehen ist.
Vor Kurzem publizierte der Autor Helmut Windisch nach dreijähriger Recherche die These, wonach die Habsburger-Truppen unter Albrecht I. von Habsburg um 1289 eine Festungsanlage, sowie eine romanische Kirche und weitere (Holz-) Gebäude errichteten und sich für ~ 2 Jahre in diesem Ort aufgehalten haben. Von der Festungsanlage selbst ist bis heute der Burgstallanger intakt erhalten geblieben, auf dessen Hauptkernwerk ein gemauertes Gebäude, mehrstöckig oder mit Turm, errichtet war.
Das obige Modell zeigt die Ansicht aus nördlicher Richtung. Die Festungsanlage wurde am Fuße eines Hügels angelegt, welches eine Erdaufschüttung von ~ 2400 m³ erforderte und der Anlage eine Ausdehnung von 100 x 60 m ermöglichte. Es sind drei Kernwerke erkennbar, die Holzpalisaden folgen den wissenschaftlichen Erkenntnissen, wobei eine Höhe mit ~ 4 m angenommen wird. Links ist das Hauptkernwerk erkennbar, auf dem das gemauerte mehrstöckige Gebäude mit einer Grundfläche von 8 x 5 m stand. Am linken Rand des Hauptkernwerks ist der Standort des historischen Brunnen erkennbar. Ein ursprünglich 3 m tiefer Graben trennte das Hauptkernwerk vom daneben liegenden zweiten Vorkernwerk, auf welchem ein oder zwei Gebäude aus Holz gestanden haben. Heute ist dieser Graben ~ 2 m tief. Beim Eingang befand sich das dritte Vorkernwerk (im Bild ganz rechts, innerhalb der "V-Stellung" der Palisaden), wo sich ebenfalls ein Holzgebäude befand. Neben diesem Holzgebäude waren die Holzpalisaden durch einen Aussichtssturm ergänzt.
Das mittelalterliche städtebauliche Konzept der „Stadt Ulm“
Nach bisherigen Vermutungen wurde der besagte Festungsbau, Regionalbezeichnung Castrum Olber, der Güns-Güssinger Grafschaft und dessen loyalem Kleinadel zugeschrieben. Die wahrscheinliche Bezeichnung könnte Burc Ulm, Veste Ulm od. Castrum Ulm gelautet haben.
Zum gesamtbaulichen Konzept dürfte der Festungsbau in einem Seitental, die Errichtung einer romanischen Kirche, die Anlage eines Friedhofs, ein Meyerhof an einem nordwestlich gelegenen Abhang, sowie weitere Holzbauten in der Nähe des Castrum angesehen werden.
Möglicherweise im Kontext steht die Festungsanlage „Ringwallfestung“ im nordwestlich gelegenen Litzelsdorf.
Dokumentierter Nachweis der Existenz von „Ulmdorf“ bei Burgenkunde
Die aus dem Jahre 1672 stammende Landkarte "ARCHIDUCATUS AUSTRIAE INTERIORIS GEOGRAPHICA" von Georg Mattheus Vischer verzeichnet am unteren rechten Rand das Gebiet des Grenzkomitats Eisenburg und den Ort „Ulmdorff“ Wie nachzuweisen war, gründete diese Eintragung auf der vorangegangenen Arbeit des Kartographen Wolfgango Lazius, welche vor dem Jahre 1545 ausgeführt wurde. Das Bild oberhalb zeigt den betreffenden Ausschnitt mit dem Eintrag "Ulmdorff".
Waren bisher keine historischen Urkunden, weder in den ungarisch-königlichen Archiven, den Hofämtern des Komitats Eisenburg, noch in den Aufzeichnungen des seit dem Jahre 1009 bestehenden Bistum Raab/ Györ, aufzufinden, welche die in der lokalen Sage und Überlieferung genannte Bezeichnung von "Ulmdorff" enthalten. Durch den Karteneintrag konnte erstmals eine Dokumentation vorgelegt werden, welche die dringende Vermutung erhärtet, daß der historische Festungsname „Castrum Ulm“ lautete und die vorgebrachte These auch historisch zur Geltung gelangt.
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