Obwohl Freundsberg eigentlich eher einer Burg gleicht, wird es aktuell als Schloss bezeichnet. Die Anlage steht auf einem Hügel über der Silberstadt Schwaz und schon von weitem ist der mächtige Turm mit seinem schönem Mauerwerk zu sehen. Der Turm ist in fünf Geschosse unterteilt, deren Böden und Blocktreppen jedoch nicht mehr ursprünglich sind sondern beim Ausbau des Turms im 15. Jh. dazu kamen. Die unteren Stockwerke werden lediglich durch Lichtschlitze erhellt, wobei das oberste Geschoß in vier Räume unterteilt ist, von denen der größte einen breiten Erker und der daneben liegende kleinste eine noch erhaltene Wanddekoration, ein mit Jagdszenen belebtes Rankenwerk, enthält. Beide Räume sind durch eine massive Bretterwand getrennt und durch eine Eselsrückentüre verbunden. Zugleich mit dem Ausbau des obersten Stockes wurde auch das Walmdach das Turmes hergestellt.
An Stelle des einstigen Palas steht die von Peter Thumb erbaute und 1637 geweihte Kapelle. Zwischen Kapelle und Turm befindet sich ein kleiner, geschlossener Hof, sowie einst die Wohnung des Mesners. An der sanft geneigten Nordseite des Burghügels, dort wo die 1688 geweihte Schmerzenskapelle steht, befand sich einst eine ausgedehnte ummauerte Vorburg.
Freundsberg war Stammsitz der seit 1122 urkundlich nachweisbaren Herren von Freundsberg, die als Ministerialen der Grafen von Andechs und später der Tiroler Landesfürsten bald zu Macht und Ansehen gelangten. Erbaut wurde die Burg um 1150, die ursprüngliche Kapelle wurde 1177 geweiht. Den Freundsbergern verdankt Schwaz sein erstes Aufblühen. 1319 wurde ein eigenes Landgericht Freundsberg mit dem Hauptort Schwaz errichtet, dessen Pfleger jahrhundertelang die Freundsberger waren. Sie erreichten es auch, dass Schwaz 1326 das Privileg eines Wochenmarktes erhielt. Über die Besitzform fehlen für die Frühzeit entsprechende Hinweise, doch darf für die Ministerialenburgen jener Zeit die übliche Form des Inwärtseigens vorausgesetzt werden.
Im Laufe des 13. Jhdts. wurde die Burg dem sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg der Freundsberger und den späteren Ereignissen zufolge ihr freies Eigen. 1319 verkaufte „Berthold von Freundsberg“ die bis dahin dem Geschlecht eigene Stammburg an König Heinrich von Böhmen und erhält sie als landesfürstliches Lehen zurück. Im Jahre 1342 erfolgte durch Ludwig von Brandenburg eine neuerliche Belehnung der Freundsberger mit dieser Burg und dem dazugehörigen Gericht. 1467 veräußerten die Freundsberger die Burg an Erzherzog Sigismund den Münzreichen, der die Burg zwischen 1472-75 umbauen ließ und der Anlage den Namen Sigmundsruh gab. Die Freundsberger selbst zogen nach Mindelheim, wo 1473 (oder 1475) der berühmte Landsknechtführer Jörg von Freundsberg geboren wurde. Sein Standbild befindet sich noch heute im Schloss Freundsberg im "Jörg von Fruntsperg-Saal". Auf Freundsberg saßen noch weitere pfleger, wie zB. die Spaur um 1500 oder die Tannenberger um 1700. Ab 1516 wurden Burg und Gericht als Pfandbesitz vergeben. Zwischen 1634-37 wurde die heutige Schlosskirche errichtet, ein Kulturjuwel aus der Zeit der Spätrenaissance. 1788 wurde Freundsberg wieder landesfürstlich, 1812 kam Freundsberg in Besitz der damaligen Marktgemeinde Schwaz. Vom ältesten Baubestand der Burg steht heute noch der Wohnturm, im Unterteil aus dem 12. Jhdt., im oberen Bereich aus dem 13. Jhdt.
Ab 1966 begann die Stadtgemeinde Schwaz, Freundsberg zu restaurieren und den heutigen Verwendunsgzwecken zuzuführen. Im mittelalterlichen Wohnturm ist heute das Bergbau- und Heimatmuseum der Stadt Schwaz untergebracht, das die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Silberstadt zeigt. Führungen ab 10 Personen möglich. In der Schlosskirche, dem Kulturjuwel aus der Spätrenaissance, wird gerne geheiratet und im neu eingerichteten "Jörg von Fruntsperg-Saal" können rauschende Feste gefeiert werden. Im Schloss befindet sich des weiteren ein kleines Gasthaus mit Terrasse, von der man einen wunderbaren Blick ins Inntal geniessen kann.
Quellen:
Infotafel im Turmmuseum auf Schloss Freundsberg
Weingartner, Tiroler Burgen, 1971, ISBN -7022-1013-X
Die Freundsberger
BESITZUNGEN UND RECHTLICHE PERTINENZEN DER FREUNDSBERGER
Im Folgenden soll ein Querschnitt durch die Geschichte der Freundsberger gezogen werden, die in der Summe eine wichtige Voraussetzung dafür bildeten, dass das Geschlecht am Ende des 13. Jh. zum Herrenmäßigen Adel Tirols zählte. Ein Vergleich mit den übrigen im 13. Jh. führenden Mlnisterialengeschlechtern Nordtirols zeigt, dass die Freundsberger abgesehen von weit reichendem Grundbesitz über die meisten rechtlichen Pertinenzen verfügten und kein Dienstmannengeschlecht In Tirol bis 1300 so viele Burgen gründeten wie sie. Die Freundsberger begannen in der ersten Hälfte des 13. Jh.über ihren Hauptsitz Freundsberg hinaus Burgen in irgendeiner Besitzform zu erwerben und in der Folge sogar eigene Wehrbauten zu errichten. Der Besitz möglichst vieler oder möglichst wichtiger Burgen gilt als äußeres Zeichen jenes Emanzipationsprozesses, der im Laufe des 13. Jh. den ursprünglich unfreien, bis in die persönlichen Bereiche von seinem Herrn bestimmten Dienstmann zu einer freien, adeligen Person, ja ihrerseits zu einem Herrn werden ließ. Gemessen an Ihren Burggründungen wahrend des 13. Jh. liegen die Freundsberger im Spitzenfeld der damaligen Dienstmannengeschlechter. Keine nördlich des Brenners ansässige Sippe ministerialischen Standes gründete so viele Burgen wie sie und selbst im Süden des Landes wurden sie nur von den Herren von Montalban übertroffen.
Letztere weisen auf ein Faktum hin, das auch für die Freundsberger besonders in der 2. Hälfte des 13. Jh. Geltung hat: Wer am Rande eines Territoriums sitzt, kann ungehindert handeln und Burgen bauen. Gerade während der Regierungszeit Graf Meinhard II. von Tirol-Görz (1259-1295), der durch seine restriktive Politik selbstbewusstes Handeln des Adels im Keime zu ersticken suchte, war Randlage von großem Wert. Sie bot nämlich die Möglichkeit, in das benachbarte Herrschaftsgebiet auszuweichen, um dort zu versuchen, eigene Interessen zu verwirklichen. Die Freundsberger wichen ihrerseits in das benachbarte Herzogtum Bayern aus, wobei ihnen die mehrheitliche Zugehörigkeit zur Ministerialität der dortigen Territorialherren als wichtige Voraussetzung diente. In der Folge kam ihnen bei ihren Bestrebungen die unmittelbare Grenzlage zum Hochstift Salzburg entgegen, das auf Grund der energischen Territorialpolitik Erzbischof Eberhard II. In der 1. Hälfte des 13. Jh. eine entsprechende Versicherung der Grenze auf bayrischer Seite geradezu verlangte. In diesem Sinne war Lichtenwert der Anfang und den Freundsbergern gelang es, sich dort festzusetzen. Lichtenwert bildete gleichsam die Ausgangsbasis für die Verwirklichung herrschaftlicher Interessen der Freundsberger zwischen der Zillermündung und Kufstein. Hand in Hand mit dem Erwerb von Gütern ging die Errichtung und der Erwerb weiterer Burgen, wobei der rein strategische Zweck - von Matzen vielleicht abgesehen - alsbald in den Hintergrund rückt. Mehrnstein, Thierberg dienten vorwiegend als Sitz von Urbarverwaltung bzw. der effizienteren Ausübung von Vogteirechten. In dieser Reihe von Burgen stellte das vom Hochstift Regensburg Pfand, dann 1ehensweise erworbene Schintelberg letztlich eine wertvolle Ergänzung dar.
Dass ihre Erwartungen nicht enttäuscht wurden, zeigt die spätere Zeit, in der die Freundsberger bis zu ihrer Auswanderung nach Mindelheim in Schwaben im Jahre 1467 zwischen Zillermündung und Kufstein reich begütert und stets präsent waren.
Nachstehend noch beschrieben einige Burgen, die entweder als freies Eigen oder Pfandweise in Besitz der Freundsberger waren.
FALKENSTEIN:
Herzog Ludwig II. von Bayern wurde anlässlich eines schiedsgerichtlichen Vergleichs mit seinem Bruder vor König Rudolf I. im Jahre 1287 unter anderem aufgetragen, dem Konrad von Freundsberg die in seinem Besitz stehende Burg als Pfand zu übertragen. Die Burg befand sich in der Gemeinde Fischbach, Landkreis Rosenheim.
MEHRSTEIN:
Da die auf Burg Mehrstein sitzenden Ritter von Mehrstein seit ihrer Erstnennung 1266 (de Maerensteine) zum engsten Kreis der ritterlichen Mannschaft der Freundsberger zu zählen sind, kann angenommen werden, dass diese Burg von Anfang an im Besitz der Freundsberger stand. Auf Grund der massiven Zunahme von freundsbergischem Grundbesitz im Raume Reith/Alpachtal diente diese Feste wohl vorwiegend als Sitz der herrschaftlichen Urbarverwaltung. Diese Funktion dürfte Mehrstein für die Freundsberger von Beginn an erfüllt haben, zumal diese seit Mitte des 13. Jh. im gegenüberliegenden Gebiet von Kramsach systematisch Güter erwarben, in der Absicht, dieselben als Grundausstattung ihrem in der Folge gegründeten Hausklosters Mariathal am Eingang des Brandenberger Tales zuzuführen. Herzog Ludwig VII im Bart bereitete Mehrnstein ein Ende, indem er spätestens im Jahre 1416 die Burg auf Bitten Erzbischofs Eberhard III von Salzburg abbrechen ließ.
SCHINTELBERG:
Im Jahre 1240 verzichtet Pfalzgraf Rapoto III von Sponheim-Ortenburg zugunsten des Bischofs und der Kirche von Regensburg und erhält sie als Lehen zurück. Nach seinem Tod 1246 fiel Schintelberg wieder dem Hochstift Regensburg heim, wurde in der Folge 1266 an die Herren von Freundsberg verpfändet und diesen im selben Jahr zum Lehen gegeben. Im Laufe der Zeit - vielleicht noch im 13. Jh. - muss die Burg Eigen der Freundsberger geworden sein, denn in der zweiten Hälfte des 14. Jh. verkauften sie Schintelberg an die Herzöge von Bayern. Schintelberg war bereits Anfang des 15. Jh. verfallen und präsentiert sich heute nur mehr als Burgruine.
SONNENBURG:
Die Feste Sonnenburg scheint bereits um 1280 zu einem Teil im Eigenbesitz der Herren von Freundsberg gewesen zu sein, die ja unter anderem auch tirolisch-görzische Dienstmannen waren. Die andere Hälfte der Burg befand sich in den Händen der Tiroler Landesfürsten. Von Freundsberger Seite hatte Sonnenburg wohl den Zweck eines Urbarverwaltungssitzes für die im Raume Innsbruck vorhandenen Güter. Mit der Burghut ihres Anteiles beauftragten die Freundsberger offenbar Angehörige ihrer ritterlichen Burgmannschaft von Matzen. Schließlich verkauft Bertold von Freundsberg 1321 seinen Anteil an Sonnenburg an Graf Heinrich von Tirol-Görz. Die Sonnenburg (Gemeinde Natters) war seit dem 16. Jh. dem Verfall preisgegeben. Ihre letzten Überreste wurden I960 durch die Abtragung des gesamten Burghügels im Zuge des Autobahnbaues beseitigt.
Quelle: Infotafel im Turmmuseum auf Schloss Freundsberg. Links über touristische Angebote der näheren Umgebung:
www.schwaz.at - www.silberregion-karwendel.at - www.silberbergwerk.at
www.grassmayr.at - www.dankemaximilian.at - www.goldschaubergwerk.com
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Lage: Das Schloss Freundsberg liegt unübersehbar über dem Ort Schwaz und wird auch über denselben erreicht. Der Weg durch Schwaz und zum Schloss ist sehr gut beschildert und eigentlich nicht verfehlbar. Die netten Damen vom Tourismusbüro Schwaz (www.schwaz-info.at) stehen gerne für weitere Informationen zur Verfügung.
Öffnungszeiten des Museums:
April - Oktober 10.00 - 17.00 Uhr täglich ausser Donnerstag. Während der Öffnungszeiten ist das Gasthaus geöffnet und lädt zum verweilen ein.
Telefon: +43 (0) 5242 63 967
Gemeinde: A-6130 Schwaz
Bezirk:
Bundesland: Tirol
Anfahrt:
Von der Inntal-Autobahn ist Schloss Freundsberg oberhalb der Silberstadt Schwaz schon von weitem zu erkennen. Einfach Abfahrt Schwaz nehmen und immer in Richtung Zentrum fahren. Beim 1. Kreisverkehr an der Münchnerstraße rechts Richtung Ortszentrum, nach ca. 200m links abbiegen auf die Marktstraße. Hier nach ca. 75 m den Straßenverlauf verlassen und geradeaus über die Rennhammergasse weiter fahren. Ab hier ist der Weg schon gut beschildert und das Schloss eigentlich nicht mehr zu verfehlen. |
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